Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Manege frei, das Spiel beginnt“
Der Ravensburger Weihnachtscircus eröffnet seine 15-tägige Spielzeit mit einer grandiosen Premiere
- Zum mittlerweile neunten Mal haben sich kürzlich im Kuppelzelt an der Oberschwabenhalle bei der ausverkauften Premiere des „Ravensburger Weihnachtscircus“großartige Artisten und Clowns in der Manege getummelt. Mit dem einzigen Ziel, die etwa 1500 Menschen im Publikum in allerbester Zirkusmanier zu verzaubern. Und das ist den Artisten um Zirkusdirektor Elmar Kretz wahrlich gelungen.
Als alter Hase bewahrt Elmar Kretz die Ruhe, ist bis zur allerletzten Minute auf seinem Handy erreichbar, gestikuliert hier noch cool mit einem Mitarbeiter, hilft dort souverän bei Sitzplatzsorgen einer Zuschauerin aus der Patsche. Dann greift er im Halbdunkel am Manegeneingang ein letztes Mal an seine Fliege, strafft die Schultern und tritt ins Scheinwerferlicht. Mit ehrlich warmen Worten begrüßt der 38-Jährige sein Publikum: „Es ist so ein gutes Gefühl, so viele bekannte Gesichter zu sehen“, sagt er und gibt mit „Manege frei, das Spiel beginnt!“den Startschuss zu der neuen, 120minütigen Zirkusshow.
Mit Herzblut und Engagement
Tatsächlich ist der „Ravensburger Weihnachtscircus“mittlerweile weit mehr als ein zirzensisches Unterhaltungsprogramm, mit dem die besinnlichen Tage eingeleitet oder unterbrochen werden können: Der Zirkus hat sich bei vielen Familien mittlerweile zu einer festen Weihnachtsgröße etabliert. Auch, weil die Zirkusfamilie um Direktor Elmar Kretz selbst so viel Herzblut und Engagement in die Vorstellung fließen lässt: Das spüren die Zuschauer, wenn die acht Mann starke Zirkuskapelle jeden einzelnen In-OutHüpfer von Pony Findus mit einem kleinen Trommelwirbel untermalt. Und selbstverständlich sieht der geneigte Zirkusgänger das in jeder einzelnen Darbietung der offensichtlich liebevoll gecasteten Artisten. Der Radakrobat Jimmy Enoch eröffnet den bunten Abend und verdreht seinen Drahtesel nach allen Regeln der Kunst in derlei viele Richtungen, dass ein Fahren – und dann noch rückwärts, freihändig oder im Handstand – dem Laien gar nicht mehr möglich scheint. Und so mancher Mann tauscht sich mit seinem Sitznachbarn darüber aus, wie derlei gewagte Positionen an der Lenkstange überhaupt ohne Tiefschutz möglich sein können.
Die Männer sind es vermutlich auch, die sich für ihre Gefährtinnen den Schwung und den Affenzahn beim Kleiderwechsel wünschen, wie ihn das Paar Kristina und Sebastian bei der rasanten Kostüm-Illusion zeigen. Damen wie Herren sind wohl gleichermaßen fasziniert vom Duo Serjo, das in einer Hand-inHand-Akrobatik-Nummer so ziemlich alle physikalischen Gesetze auszuhebeln scheint. Und für die kleinen Gäste sind sowohl die Einlagen von Meister-Clown Jimmy Folco ungeheuer lustig als auch der Auftritt der knapp zehnjährigen Milena Kretz, die zwar vermutlich die Zirkusprinzessin ist, in ihrer Ponyshow aber – ganz der Herr Papa – souverän als Tiertrainerin auftritt.
Jede einzelne Artistennummer zu erwähnen, nähme natürlich die Spannung und auch zu viel Raum ein. Aber „Desire of Flight“, das Luftspektakel des Duos Malvina und Valeri sei schon deshalb noch erwähnt, weil die beiden an langen Bändern eine Liebesgeschichte nachstellen. Und wie im wahren Liebesleben dafür weder ein Netz noch eine Sicherung benutzen. Und, soviel sei verraten: Auch Zirkusdirektor Elmar Kretz hat wieder eine beeindruckende Pferdedressur erarbeitet. Dass die Zuschauer am Ende mit den Füßen trampeln, gar nicht aufhören wollen zu applaudieren, das darf für den Zirkusdirektor und sein Team das schönste Kompliment sein.
Karten gibt es vor Ort oder unter Telefon 0751/29555700. Der „Ravensburger Weihnachtscircus“gastiert noch bis einschließlich 8. Januar auf dem Freigelände der Oberschwabenhalle. Infos unter