Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Brasilianerinnen vermeiden Schwangerschaft wegen Zika
56 Prozent der Frauen, die für eine Studie befragt wurden, wollen wegen der Epidemie vorerst kein Kind
(AFP) - Wegen des Zika-Virus, das Missbildungen bei ungeborenen Kindern verursachen kann, versuchen laut einer Studie mehr als die Hälfte der Brasilianerinnen im gebärfähigen Alter, vorerst nicht schwanger zu werden. 56 Prozent der Frauen hätten nach eigener Aussage wegen der Zika-Epidemie eine Schwangerschaft vermieden oder dies zumindest versucht, heißt es in einer Studie, die im Fachblatt „The Journal of Family Planning and Reproductive Health Care“veröffentlicht wurde.
Für die Untersuchung waren im Juni in Brasilien 2002 Frauen im Alter zwischen 18 und 39 Jahren befragt worden, die des Lesens und Schreibens mächtig sind und in Städten leben. 27 Prozent von ihnen sagten aus, sie hätten keinerlei Maßnahmen zur Schwangerschaftsverhütung ergriffen. 16 Prozent gaben an, dass sie ohnehin derzeit kein Kind wollten und daher unabhängig von der Zika-Epidemie verhüteten.
Eine Zika-Infektion verläuft meistens glimpflich. Bei Embryos kann das Virus nach Einschätzung von Forschern jedoch Mikrozephalie auslösen: Babys kommen dann mit einem zu kleinen Kopf auf die Welt, sind deshalb häufig geistig behindert und leiden unter neurologischen Störungen. Weltweit haben sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits mehr als 1,5 Millionen Menschen mit dem Zika-Virus infiziert, die meisten davon in Brasilien. Dort wurden bisher rund 2000 Fälle von Mikrozephalie bei Neugeborenen registriert, die mit dem Virus in Verbindung gebracht werden.
Der Norden Brasiliens ist besonders stark von der Epidemie betroffen. Dort ist der Studie zufolge auch der Anteil der Frauen höher, die eine Schwangerschaft vermeiden wollen: Während hier 66 Prozent nicht schwanger werden wollen, sind es im Süden des Landes lediglich 46 Prozent.
Strenge Regeln für Abtreibung
Die Autoren der Studie schlossen aus der Befragung, Brasilien müsse „seine Gesundheitspolitik in Sachen Fortpflanzung neu bewerten, um einen besseren Zugang zu Informationen und Methoden der Verhütung sicherzustellen“. Auch die strengen Regelungen für Abtreibungen müssten überdacht werden. In Brasilien sind Schwangerschaftsabbrüche nur nach einer Vergewaltigung erlaubt oder wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist.
Im November hatte die WHO das Ende des weltweiten Gesundheitsnotstands wegen der Zika-Epidemie erklärt. Brasilien stuft die Epidemie aber weiter als akute Gefahr ein.