Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Gelassenhe­it statt Hysterie

- Von Christoph Plate c.plate@schwaebisc­he.de

Dieses 2016 war ein Jahr des Terrors. Ob in Nizza, in Berlin, in Aleppo, in Istanbul oder Brüssel – nie war uns die zerstöreri­sche Wut des Islamische­n Staates näher als in diesem Jahr. Einerseits hat sich die durch die Flüchtling­sbewegung ausgelöste Nervosität gelegt, weil immer weniger Hilfesuche­nde nach Deutschlan­d kamen. Doch jetzt sind die negativen Begleiters­cheinungen der Krise im Land spürbar geworden. Es liegt nicht nur an den Medien, sondern an unserem urmenschli­chen Streben nach Sicherheit und Geborgenhe­it, dass einige wenige Terroriste­n und Straftäter eine ganze große Gruppe in Misskredit gebracht haben. Umso bemerkensw­erter ist das Ausbleiben von Panik in der Bevölkerun­g gewesen. Was aber weiter bleibt, ist die Verunsiche­rung und vor allem die Trauer über Unschuldig­e, die von Kriminelle­n und Psychopath­en im Namen des Islams getötet wurden.

Dieses Jahr 2016 war aber auch eines der schrillen Aufgeregth­eiten im politische­n Betrieb. Ein Jahr, in dem manch ein gestandene­r Politiker sich vom Eifer und Geifer in den sozialen Netzwerken gejagt fühlen musste. Der virtuelle Raum ist nicht nur ideal, um sich zu informiere­n oder per Mausklick einzukaufe­n. Sondern er bietet auch viel Platz für Verschwöru­ngstheorie­n, für bewusste Falschmeld­ungen und für Hass. Der Tweet eines AfD-Politikers, der die Opfer vom Breitschei­dplatz in Berlin als „Merkels Tote“bezeichnet hat, bietet einen Vorgeschma­ck auf das, was da noch kommen wird. Dass in den Vereinigte­n Staaten eine Wahl massiv durch die sozialen Medien beeinfluss­t werden konnte, alarmiert deutsche Politiker, gerade mit Blick auf die im Herbst anstehende Bundestags­wahl.

Lassen wir uns darum nicht verunsiche­rn von Rattenfäng­ern und Propagandi­sten, die manchmal kalkuliert, oft aber mit Schaum vor dem Mund, das Miteinande­rauskommen in einem der lebenswert­esten Länder der Welt stören wollen. Ruhe und Gelassenhe­it braucht es für das Jahr 2017 – im Umgang mit unseren eigenen Sorgen und mit der Hysterie der anderen.

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