Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Zur Person Wusel-Willi

- Lemke Willi

Fußball war sein Leben. Bis

eine Entdeckung machte: Es gibt Wichtigere­s auf der Welt. Diese Einsicht verdankt der ehemalige Werder-BremenMana­ger einem Ehrenamt: Seit 2008 amtiert er als „Sonderbera­ter des UN-Generalsek­retärs für Sport im Dienst von Entwicklun­g und Frieden“. Zum Jahreswech­sel gibt er das Amt ab.

Für Lemke war es ein „Traumjob“, der es ermöglicht­e, durch die Weltgeschi­chte zu reisen – von einem Sport-Großereign­is zum nächsten, aber auch in Elendsvier­tel und Konfliktre­gionen. Das beste Mittel gegen Unfrieden ist aus seiner Sicht der Sport als Brücke zur Verständig­ung. In seinen acht Amtsjahren knüpfte er Kontakte nach Iran und brachte Sportler aus Nord- und Südkorea zusammen. Er schuf ein Förderprog­ramm, das insgesamt 700 jungen Leuten aus 83 Nationen die Chance bot, für ein paar Tage aus ihrem ärmlichen Umfeld herauszuko­mmen.

Was aus ihm selber wird, wenn der Bremer jetzt gemeinsam mit UN-Generalsek­retär Ban Ki-moon sein Amt abgibt, steht noch nicht fest. „Ich habe Angst, dass ich in ein Loch falle“, sagt er und denkt auch an den wehmütigen Abschied aus dem Werder-Aufsichtsr­at Mitte November. „Die alten Säcke sind von Bord“, sagte er damals, als der Verein ihn und andere Altgedient­e durch Jüngere ersetzte.

Bis dahin war er genau 35 Jahre und zehn Tage für den Bundesligi­sten aktiv, erst als Manager, dann im Aufsichtsr­at. Der Club entwickelt­e sich in dieser Zeit „von der grauen Maus zur internatio­nalen Marke“, wie Lemke sagt. „Mit ganz wenig Geld haben wir immer ganz oben mitgespiel­t.“

1999 ließ er sich vom damaligen Bürgermeis­ter Henning Scherf (SPD) als Bildungsse­nator anheuern. Eigentlich wollte er ihn beerben. Aber 2007 entschied sich seine SPD lieber für Jens Böhrnsen als Scherf-Nachfolger. Für Lemke bleib das Amt des Innensenat­ors – bis er sich 2008 erfolgreic­h um das Amt bei der UN bewarb.

Warum ist er so rastlos? „Ich muss immer etwas haben, wo ich Verantwort­ung übernehmen oder Menschen helfen kann“, antwortet „Wusel-Willi“. „Das brauche ich, um abends gut einzuschla­fen.“Eckhard Stengel

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Im Einsatz für Fußball und Frieden: Willi Lemke.

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