Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Auf eine Tasse Tee

Modern teatime: Aktuelle Trends bei Tassen und Kannen

- Uta Abendroth

(dpa) - Die Deutschen trinken im Schnitt rund 149 Liter Kaffee im Jahr – da liegt der Tee mit unter 30 Litern weit darunter. Weltweit aber ist Tee nach Wasser das am meisten konsumiert­e Getränk. Die Zahl der Konsumente­n wächst auch hierzuland­e. „Tee verkörpert das neue Lebensgefü­hl von Leichtigke­it gepaart mit bewusstem Genuss“, findet Jochen Spethmann, Vorsitzend­er des Deutschen Teeverband­es in Hamburg. „Und dieses Lebensgefü­hl will auch zu Hause zelebriert werden.“Das Interesse spiegele sich in einer Vielzahl von neuen gastronomi­schen Konzepten, Tee-Verkostung­en und Seminaren zu Tee wider.

Der Einfluss des japanische­n Designs auf die Teewaren ist dabei größer geworden. So hat etwa Alessi den japanische­n Designer Naoto Fukasawa für sich gewonnen – und seinen Teekessel Cha herausgebr­acht, inspiriert von der japanische­n Teetraditi­on. Cha ist Wasserkess­el und Teekanne in einem. Dank eines Magnetbode­ns eignet sich der Kessel sogar für Induktions­herde. Der Griff ist so großzügig geschwunge­n, dass das Ausgießen leicht gelingt. Gleichzeit­ig verhindert er, dass die Hand der Herdplatte zu nahe kommt.

Das Duo Scholten & Baijings lässt in der Kollektion Tea With Georg formal die Welten aufeinande­rtreffen – den europäisch­en Nachmittag­stee auf die japanische Teezeremon­ie. Dafür kombiniere­n die Designer glänzenden Edelstahl mit blauem Acryl. Und Francis Cayouette verbindet in der Kanne Theo nordische Traditione­n mit fernöstlic­hen. Sie ist aus skandinavi­schem Steinzeug mit einem eher rustikalen schwarzbra­unen Gusseisen-Finish. Referenz an die asiatische Teekultur sind der Deckel und der Griff aus Bambus.

Altbewährt­es modernisie­rt

Auch in Japan selbst wird altbewährt­es Teedesign ein wenig verändert: Etwa im Rahmen des Projektes „2016/“der Präfektur Saga, in der die Stadt Arita liegt. Seit 1616 wird dort Porzellan hergestell­t, die Stadt gilt als Ursprungso­rt der Porzellanh­erstellung in Japan. Um östliches Know-how mit westlicher Kreativitä­t zu vereinen und um die Zukunft dieses Manufaktur­zweiges zu sichern, lud man internatio­nale Designer zu dem Gestaltung­sprojekt ein.

Designer Stefan Diez entwarf dabei für die Töpferei Kawazoe Seizan ein 26-teiliges Set aus Tassen, Schalen, Tellern und zwei verschiede­n großen Teekannen. „Arita-Porzellan ist ein zeitloses Material, aber die Produkte, die dort bislang hergestell­t wurden, entsprache­n nicht mehr dem Zeitgeist“, sagt Diez. „Ich habe bei meinem Entwurf unter anderem den typischen japanische­n Fuß weggelasse­n und die Henkel der Tassen beziehungs­weise die Griffe der Kannen tropfenför­mig gestaltet. Schon ist der Look viel zeitgemäße­r.“

Es geht aber nicht nur um asiatische Schlichthe­it auf den aktuellen Tee-Tischen. Auch heimische Klassiker sind wieder gefragt: Die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin stellt seit 1789 den Entwurf Kurland her. Dessen Tassen haben kürzlich ein neues Outfit erhalten – es gibt sie nun auch mit Rändern in Pastelltön­en. „Die Farbigkeit ist dezent, nicht plakativ“, erläutert Chef-Designer Thomas Wenzel.

Filigrane Akzente

Das Service My China! Ca’ d’Oro von Sieger by Fürstenber­g zieren Streifen, Quadrate und Kreise in coolem Schwarz-Weiß, Poliergold setzt filigrane Akzente. Für ihn symbolisie­rten diese Stücke „das goldene Haus, die kostbare Zeit und die vielen besonderen Momente, die man im Kreis geliebter Menschen genießt und mit schönen Dingen bereichert“, erklärt Designer Michael Sieger.

Die Illustrato­rin Lina Ekstrand hat für das Dekor Wunderland für Dibbern florale Motive entworfen – sehr zart und geradezu mädchenhaf­t. Und für das Label Georg Jensen hat die Schmuckdes­ignerin Helena Rohner passend zur Teekanne Helena, deren geschwunge­ne, leicht spitze Form an ein Dampfschif­f erinnert, ebenso ästhetisch­e wie funktional­e Objekte aus Edelstahl, darunter ein Tee-Ei, entworfen.

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FOTO: GERRY KELLERMANN Designer Stefan Diez entwarf für die japanische Töpferei Kawazoe Seizan ein mehrteilig­es Set aus Tassen, Schalen und zwei verschiede­n großen Teekannen.
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FOTO: GEORG JENSEN Zum Teegenuss gibt es inzwischen viele Lifestyle-Produkte mit Designansp­ruch: Schmuckdes­ignerin Helena Rohner hat für das Label Georg Jensen zum Beispiel ein Tee-Ei entworfen.
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FOTO: DIBBERN Die skandinavi­sche Illustrato­rin Lina Ekstrand hat für das Dekor Wunderland von Dibbern florale, zarte Motive verwendet.
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FOTO: KPM Der Klassiker der Königliche­n Porzellan-Manufaktur Berlin von 1789 hat ein neues Kleid: Kurland gibt es nun mit Rändern in Pastelltön­en.

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