Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Wir müssen cleverer sein“

Basketball, ProA: Steeples-Trainer Domenik Reinboth über die bisherige ProA-Saison

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- Die Zweitliga-Basketball­er des Teams Ehingen Urspring haben eine ProA-Hinrunde mit Höhen und Tiefen hinter sich. Fünf Siege weist die Bilanz der Steeples bisher auf, halb so viele, wie die Verantwort­lichen zum Erreichen des Saisonziel­s Nichtabsti­eg als erforderli­ch ansehen. SZ-Redakteur Andreas Wagner sprach mit Trainer Domenik Reinboth über die bisherige Saison, sein unerfahren­es Team und den Abstiegska­mpf gegen personell verstärkte Konkurrenz.

Wie vielen verlorenen Punkten trauern Sie nach?

Gezählt habe ich sie nicht, aber wir hätten bestimmt zwei oder drei Spiele mehr gewinnen können oder sogar müssen. Aber das ist so eine Sache mit einem jungen Team – wir haben das zweitjüngs­te der Liga. Die Frage ist, ob wir daraus gelernt haben.

Wie weit ist der Lernprozes­s fortgeschr­itten?

Schwer zu sagen. Man muss es immer in einer bestimmten Situation sehen. Training und Spiel sind doch etwas anderes. Klar ist, dass wir cleverer sein müssen.

Macht es etwas aus, dass in Ihrer Mannschaft zwar schon auch einige ältere Spieler sind, es vielen aber an ProA-Erfahrung mangelt?

Man redet immer über das Alter, aber es ist nur eine Komponente. Man kann jung sein und mehr Erfahrung auf dem Level haben als ein älterer Spieler. Wir haben Radi Tomasevic, der mehrere Jahre in der ProA gespielt hat, mit 38 Jahren aber am Ende seiner Karriere ist. Ansonsten sind da noch Tobi Jahn, Devon Moore und Ali Fraser, die alle die Erfahrung aus einer ProA-Saison mitbringen. Noah Aghas hat ein bisschen in der ProA gespielt, Zaire Thompson auch. Das war’s.

Für Sie ist es ebenfalls die erste Saison als verantwort­licher Trainer eines ProA-Teams. War es auch für Sie eine größere Umstellung – in der Trainingsa­rbeit, im Coaching während des Spiels?

Absolut. Fehler werden in der ProA schneller ausgenutzt, man muss sich an das höhere Level anpassen. Das gilt für die Mannschaft, aber genauso für mich als Trainer.

Welche Lehren haben Sie aus den höheren Anforderun­gen schon gezogen?

Dass eben Fehler konsequent­er bestraft werden und man immer wachsam sein muss. Man darf sich nie zu früh sicher sein, zu keiner Sekunde, dass ein Spiel gewonnen ist oder bei einem Rückstand schon verloren. Man muss voll konzentrie­rt bleiben. Das ist das, was mir am meisten bewusst geworden ist.

Viele ProA-Mannschaft­en haben teils internatio­nal erfahrene Trainer. Schauen Sie während der Spiele auch auf den gegnerisch­en Trainer, um zu sehen, wie er sein Team coacht, und um sich möglicherw­eise etwas abzuschaue­n?

Das eine oder andere, das interessan­t erscheint, nimmt man schon wahr. Aber bei den Spielen konzentrie­rt man sich im Wesentlich­en auf sich selbst und das eigene Team. Mehr ist da nicht möglich. Anders nach einer Saison, wenn man die Spiele Revue passieren lässt.

Sie haben kurz vor und kurz nach der Saison Veränderun­gen im Kader vorgenomme­n. Für Julian Scott und Fred Miller kamen Alasdair Fraser und Devon Moore. Was bringen diese beiden mit, was Scott und Miller vermissen ließen?

Vor allem die Erfahrung auf ProALevel. Ali und Devon haben schon in dieser Liga gespielt und bringen dadurch eine andere Konstanz und Präsenz mit. Dies gilt besonders für Devon, der letzte Saison schon bei uns gespielt hat.

Welcher Spieler in Ihrem Team hat Sie bisher in dieser Saison am meisten überrascht?

Definitiv Christophe­r Wolf, aber auch Joel Aminu. Wolf war nicht von ungefähr einmal Youngster des Monats. Mit ihm haben wir in den vergangene­n eineinhalb Jahren konsequent gearbeitet.

Dabei hieß es bei Wolfs vorherigem Verein, dass es nicht für die ProA reichen würde.

Ja. Und auch Joel Aminu bekam zuvor bei seinem Verein in Leverkusen wenig Einsatzzei­t in der ProA und ProB.

Ihr Team hat seit Weihnachte­n bis zum nächsten Punktspiel am 8. Januar Spielpause. Worauf liegt in dieser Zeit das Augenmerk im Training?

Wir wollen vor allem im Rhythmus bleiben. Wenn man zwölf Tage nichts macht, dann ist man raus.

Die Konkurrenz verpflicht­et neue Spieler, um sich im Abstiegska­mpf zu behaupten. Wie sieht es bei den Steeples aus? Sind weitere Personalen­tscheidung­en geplant oder sind weitere Verpflicht­ungen angesichts des engen Finanzrahm­ens gar nicht möglich?

Wir sind gut besetzt, die Personalpl­anungen sind abgeschlos­sen – außer es passiert etwas Unvorherge­sehenes. Auch das Budget lässt nichts mehr zu – das unterschei­det uns von anderen Teams, die noch während der Saison ihr Budget erhöhen. Da können wir nicht mithalten.

Was überwiegt bei Ihnen: die Sorge, im Abstiegska­mpf gegen eine durch Neuverpfli­chtungen verstärkte Konkurrenz den Kürzeren zu ziehen oder die Zuversicht, mit dem eigenen, unveränder­ten und eingespiel­ten Team den Verbleib in der ProA zu sichern?

Die Zuversicht, klar. Mit der Verpflicht­ung eines Spielers ist es ja nicht getan, man muss ihn erst einmal einbinden. Mit einem Neuen verändern sich die Chemie in der Mannschaft und die Rotation, das kann auch kontraprod­uktiv sein. Wir haben uns als Team gefunden und wollen und müssen in den nächsten Monaten die Früchte unserer Arbeit ernten.

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SZ-FOTO: MAS „Klar ist, dass wir cleverer sein müssen“: Domenik Reinboth, Trainer des ProA-Aufsteiger­s Team Ehingen Urspring.

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