Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Höher, härter, heißer: Die Dakar wird heftig wie nie
Die Wüstenrallye durch Südamerika bringt Mensch und Maschine an ihre Grenzen
(SID) - Buenos Aires ist das Ziel. Doch vor der triumphalen Ankunft in der argentinischen Hauptstadt warten auf die 491 furchtlosen Starter bei der am Montag beginnenden 39. Auflage der Rallye Dakar Strapazen aller Art. Knapp 9000 Kilometer gilt es zurückzulegen – bei brütender Hitze in Paraguay und Argentinien, bei klirrender Kälte in den Höhen der bolivianischen Anden. Die Dakar gilt nicht umsonst als die härteste Marathon-Rallye der Welt.
Um diesem Ruf weiterhin gerecht zu werden, haben die Organisatoren noch einmal den Schwierigkeitsgrad erhöht. „Die diesjährige Dakar wird ohne Zweifel die bislang härteste in Südamerika sein“, sagte Renndirektor Marc Coma, der die Rallye auf dem Motorrad selbst fünfmal gewonnen hatte.
Sieben Wertungsprüfungen haben eine Länge von mehr als 400 Kilometern, eine davon sogar mehr als 500 Kilometer. Zudem verbringen die Teilnehmer sechs Tage in einer Höhe von mehr als 3000 Metern, dazu zählt auch der Ruhetag in der bolivianischen Großstadt La Paz. Eine Herausforderung für Maschine und Mensch – da kann die Luft für potenzielle Favoriten schnell dünn werden.
„Die Tage in der Höhe sind eine große Herausforderung für alle Beteiligten“, sagte X-raid-Teamchef Sven Quandt, dessen Minis trotz eines personellen Umbruchs wieder gute Chancen eingeräumt werden: „Die Konkurrenz mit Peugeot und Toyota ist hart, doch mit der Höhe und der erschwerten Navigation sind zwei weitere wichtige Faktoren im Kampf um den Sieg dazugekommen.“
In diesem Jahr ist das Team aus dem hessischen Trebur wieder Jäger. Nach vier Siegen hintereinander mussten die Minis im vergangenen Jahr dem französischen Rekordsieger Stephane Peterhansel im Peugeot den Vortritt lassen. Zudem schlossen sich die Gesamtsieger von 2014 und 2015, Nani Roma (Spanien) und Nasser Al-Attiyah (Katar), Toyota an.
Die Lücke sollen Yazeed Al-Rajhi aus Saudi-Arabien, der erstmals gemeinsam mit seinem deutschen CoPiloten Timo Gottschalk bei der Dakar in einen Mini steigt, und der argentinische Lokalmatador Orlando Terranova schließen. Größter Hoffnungsträger für Mini ist aber der Finne Mikko Hirvonen, der im vergangenen Jahr bei seinem Dakar-Debüt auf Anhieb auf Platz vier fuhr.
Im Toyota hofft der deutsche CoPilot Dirk von Zitzewitz auf eine erneute Podiumsplatzierung an der Seite des Südafrikaners Giniel De Villiers. „Wir sind nicht gerade die Favoriten, chancenlos sind wir aber sicher auch nicht“, sagte von Zitzewitz, der sechsmal in den vergangenen acht Jahren auf dem Podium gestanden hatte – bei der SüdamerikaPremiere 2009 ganz oben: „2017 werden aber mehr als in den vergangenen Jahren auch wir Beifahrer gefordert sein, den richtigen Weg zu finden und damit Zeit gutzumachen oder auch zu verlieren.“
Erstmals in Paraguay
Neben Stammgast Argentinien, bisher bei allen acht Auflagen in Südamerika involviert, und Bolivien macht die Dakar erstmals in Paraguay Station. In der Hauptstadt Asunción ertönt am Montag für Autos, Motorräder, Quads, Trucks und UTV-Fahrzeugen der Startschuss. Es folgen bis zum 14. Januar zwölf Etappen und 8823 Kilometer Strecke (davon 4093, die in die Wertung einfließen).
Vor ihrem neunten Gastspiel in Südamerika ist die berühmte Wüstenrallye wieder einmal nicht frei von Kritik. Wie immer wird über die Sicherheit diskutiert, selbst Motorsportfreunde bezeichnen die Dakar zuweilen als Anleitung zum Selbstmord. Insgesamt 67 Fahrer, Zuschauer und Journalisten haben bei der Rallye bis dato ihr Leben gelassen. Zuletzt im Januar 2016 kam ein Zuschauer zu Tode, nachdem der Franzose Lionel Baud die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hatte, von der Strecke abkam und den 63-jährigen Mann erfasste. Zudem werden die Veranstalter wegen der anhaltenden Dürre in Bolivien kritisiert. Die These der Gegner, der Andenstaat brauche die Dakar nicht, sie brauche Wasser, veranlasste den Veranstalter ASO, eine Mitteilung herauszugeben, dass die Dakar die Ressourcen nicht mehr belasten werde als nötig.
Der Sportsender Eurosport zeigt wie im Vorjahr ab dem 2. Januar von 23.00 bis 23.30 Uhr 30-minütige Zusammenfassungen. Wem das zu spät ist, der kann am Folgetag einschalten, da die Zusammenfassungen jeweils ab 8.30 Uhr wiederholt werden. Live-Übertragungen gibt es nicht.