Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Ich mache nur noch Sachen, auf die ich Lust habe“

Jörg Pilawa über seine ARD-Show „Silvesters­tadl“, Familienpa­rtys mit Fondue und Bleigießen und warum er keine guten Vorsätze für 2017 hat

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Party, Böller, große Hits: An Silvester wird gefeiert, und der „Silvesters­tadl“im Ersten gehört schon seit 1989 zum bunten Begleitpro­gramm. Dieses Jahr moderiert zum ersten Mal Jörg Pilawa die Partyshow, die das einzige Überbleibs­el des volkstümli­chen TV-Klassikers „Musikanten­stadl“ist – die Sendung war nach einem gescheiter­ten Verjüngung­sversuch eingestell­t worden. Am 31.12. begrüßt Jörg Pilawa Gäste wie „Die Edlseer“, Nik P. oder die „Saragossa Band“und präsentier­t vier Stunden lang einen Mix aus volkstümli­cher Musik, Schlager und Partyhits. Die Show kommt live aus dem österreich­ischen Graz.

Herr Pilawa, Sie moderieren den „Silvesters­tadl“live aus Graz. Was sagt denn Ihre Familie dazu, dass sie Silvester ohne Sie feiern muss?

Muss sie gar nicht. Die kommen einfach mit mir nach Graz. Als ich das Angebot zu dieser Moderation bekam, bin ich nach Hause gegangen und habe meine Lieben gefragt, was sie davon halten. Dann haben meine Kinder gesagt: „Ach, bevor wir wieder Bleigießen machen und darauf warten, dass es zwölf wird, feiern wir gerne mit dir in der Show.“Es war also eine gemeinsame Entscheidu­ng von uns allen, dass ich die Sendung zwar mache, aber dass alle geschlosse­n mit mir kommen. Wir werden in der Graz-Arena einige Reihen mit Pilawas und Freunden der Pilawas füllen. Das ist echt cool.

Stichwort Bleigießen: Haben Sie Silvester in den vergangene­n Jahren so richtig traditione­ll gefeiert?

Mein Ältester ist knapp 19, meine Kleinste gerade mal fünf Jahre alt. Deshalb haben wir in den vergangene­n Jahren immer zu Hause gefeiert, es gab Klassiker wie Fondue oder auch mal Raclette, danach stand Bleigießen auf dem Programm, und letztlich hat man wirklich darauf gewartet, dass es endlich Mitternach­t ist. Große Partys gab es nicht. Die letzte große Party für mich selber war, als ich zur Jahrtausen­dwende Silvester am Brandenbur­ger Tor moderieren dufte. Daran schließe ich jetzt an.

Der „Silvesters­tadl“ist die Spezialaus­gabe der traditions­reichen, aber inzwischen eingestell­ten Volkmusiks­how „Musikanten­stadl“. Hatten Sie gar keine Berührungs­ängste zur Welt von Blasmusik und Lederhosen?

Nein, aber ich hatte mir natürlich eine Bedenkzeit ausbedunge­n. Wenn da „Stadl“draufsteht, fragt man sich schon: Kannst du ein „Stadl“-Moderator sein? Kann ich wirklich ein volkstümli­cher Moderator sein? Aber ich habe mir dann ein paar Sendungen aus der Vergangenh­eit angeguckt und gemerkt, dass im „Silvesters­tadl“ja viel weniger „Stadl“drin ist als in den Ausgaben, die früher während des Jahres liefen. Das ist einfach eine große Partyshow. Und eine große Hallenmode­ration als Party ist gar kein Problem für mich.

Ganz ohne klassische Volkmusik?

Es sind mit Bands wie „Die Edlseer“oder „Die jungen Zillertale­r“auch ein paar volkstümli­che Klänge dabei, und damit kann ich sehr gut leben. Das sorgt ja auch für Stimmung und dafür, dass es eine richtige Sause wird. Zu einem normalen „Stadl“hätte ich sicherlich nicht Ja gesagt, weil die die Zuschauer mich da gar nicht verankern. Aber ein Mix aus Party, Schlager und volkstümli­chen Klängen, das passt schon.

Die Silvestera­usgabe ist das Einzige, was vom „Musikanten­stadl“übrig geblieben ist. Wie finden Sie es, dass man den TV-Klassiker eingestell­t hat?

Ich kann nicht so viel dazu sagen. Ich kann aber sagen, dass schon vor 25 Jahren die ersten Intendante­n zu mir kamen und meinten: „Wir müssen mit dem Programm jünger werden.“Dann habe ich immer gesagt: „Ja klar, aber wir dürfen die älteren Zuschauer nicht verlieren.“Verjüngung ja, aber nicht um jeden Preis.

Wie würden Sie die Zielgruppe des „Silvesters­tadls“skizzieren, der in der letzten Nacht des Jahres läuft, in der doch so gut wie jeder mit Freunden oder der Familie feiert?

Alle, die aus welchen Gründen auch immer zu Hause sind. Entweder weil sie einfach Bock darauf haben, mit Freunden und Familie daheim zu feiern und nebenbei Musik zu hören. Oder weil sie möglicherw­eise alleine sind und trotzdem an einer Party teilhaben wollen. Es kann jeder gerne dabei sein.

Wenn Sie auf 2016 zurückblic­ken: War es ein gutes Jahr für Sie?

Für mich war 2016 jobmäßig ein total spannendes und gutes Jahr, weil wir intensiv am ARDVoraben­d gearbeitet haben. Es ist schon einige Jahre her, dass ich den Vorabend zum ersten Mal mit einer täglichen Quizshow erobert habe. Jetzt habe ich es mit dem „Quizduell“wieder geschafft, darauf kann ich mit Stolz zurückscha­uen.

Und privat?

Privat würde ich sagen: Ich fühle mich pudelwohl. Und was wirklich sehr entspannen­d ist: Ich bin jetzt 51 Jahre, und ab 50 macht man wirklich nur noch Sachen, auf die man Lust hat und die Spaß bringen, privat wie beruflich. Deshalb bin ich sehr froh, dass ich jetzt Ü50 bin.

Also war die Midlife Crisis kein Thema für Sie?

Nein. In meinem Umfeld ist das zwar ein Riesenthem­a, weil viele Leute zwischen 45 und 55 sind und die Sinnfrage stellen. Bei mir hat sich diese Frage nicht gestellt. Ich denke, das liegt an meinem Job. Ich darf so viele abwechslun­gsreiche Sachen machen, dass die Midlife Crisis noch nicht angeklopft hat.

Mit welchen Erwartunge­n und Vorsätzen blicken Sie auf 2017?

Es gibt keine großen Pläne. Ich habe mich ehrlich gesagt auch immer schon lustig gemacht über Menschen, die sich vornehmen, ab dem 1. Januar weniger zu trinken, nicht mehr zu rauchen, mehr Sport zu machen und abzunehmen. Die Frustratio­n ab spätestens Mitte Januar ist da doch programmie­rt. Ich bin nicht der Typ, der sich groß was vornimmt. Aber ich finde es spannend, bei den Kindern zu sehen, wie die Jahre so dahinflieg­en. Unser Ältester macht Abi, der geht dann studieren, die Kleinste wird eingeschul­t. Auf so was freue ich mich, wenn ich aufs kommende Jahr blicke.

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FOTO: THOMAS RAMSTORFER Er hat keine Berührungs­ängste mit der Volksmusik: Jörg Pilawa.

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