Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Integratio­nsprojekte laufen langsam an

Umzüge und wechselnde Ansprechpa­rtner erschweren Umsetzung mancher Ideen

- Von Katrin Bölstler

- Viele der Flüchtling­e, die in Bad Schussenri­ed wohnen, leben bereits seit mehr als einem Jahr in Deutschlan­d. Sie besser zu integriere­n, ist das Ziel einer lokalen Initiative, die sich diesen Sommer gegründet hat. 14 500 Euro stellt hierfür das Sozial- und Integratio­nsminister­ium Baden-Württember­g bereit. Nach sechs Monaten zieht die SZ zusammen mit Koordinato­rin Ursula Schmid-Berghammer ein erstes Zwischenfa­zit. Den Gemeinscha­ftsraum in der Unterkunft renovieren, ein Internetca­fé für junge Flüchtling­e, Integratio­n im Sport – Ideen gab es vor einem halben Jahr viele. Doch was konnte bisher umgesetzt werden? Wohin fließen die Fördergeld­er?

Dass die Kinder nach der Schule und dem Kindergart­en nicht nur in der Gemeinscha­ftsunterku­nft herumsitze­n, ist Hanni Brauchle vom Arbeitskre­is „Willkommen in Schussenri­ed“wichtig. Gemeinsam mit anderen Ehrenamtli­chen gründete sie – unabhängig von der lokalen Initiative – einen Spielkreis für Flüchtling­skinder. Einmal die Woche haben die Kinder die Gelegenhei­t, unter Betreuung frei zu spielen. Das Spielzeug haben die Ehrenamtli­chen selbst gekauft oder gespendet bekommen. Sind die Kinder noch sehr klein, kommen auch die Mütter mit in den Spielkreis. „Wir unternehme­n auch Ausflüge, fahren an den Federsee oder ins Museumsdor­f Kürnbach“, berichtet Brauchle. „Über die Kinder haben wir inzwischen einen guten Kontakt zu den Familien; viele unserer Ehrenamtli­chen haben eine Patenschaf­t für eine Familie übernommen“, sagt sie. Zu Beginn finanziert­en die Ehrenamtli­chen alle Ausgaben selbst. Seitdem nun vor drei Monaten eine erste Tranche der Fördergeld­er des Ministeriu­ms angekommen ist, können die Ehrenamtli­chen auch so ihre Ausgaben gegenfinan­zieren. Zudem hat die evangelisc­he Kirchengem­einde stellvertr­etend einen Kleinförde­rantrag beim Diakonisch­en Werk gestellt, der bewilligt wurde. „Da die Heizung im Gemeinscha­ftsraum in der Konradstra­ße nicht funktionie­rt, treffen wir uns inzwischen im Kindergart­en St. Norbert“, erklärt Brauchle.

Gitarrenco­aching für Flüchtling­e

In Kürze starten soll ein Projekt, dass der Jugendbeau­ftragte Oliver Nessensohn gemeinsam mit Andreas Maier von der „Youth Music Scene“aus Äpfingen initiiert hat. Der Verein wird ein Gitarrenco­aching anbieten. Eine Kleingrupp­e trifft sich insgesamt sieben Mal mit einem Gitarrenle­hrer, der ihnen so viel beibringt, dass sie danach alleine weitermach­en können. Stattfinde­n wird das Ganze in den Räumlichke­iten des Schussenri­eder Jugendtref­fs. „Momentan sind wir noch auf der Suche nach Gitarrenle­hrern, aber wir wollen im Frühjahr loslegen“, erklärt Maier. Zusätzlich wollen die Ehrenamtli­chen einen Breakdance­und Hip-Hop-Kurs anbieten. Hierfür fehlt aber noch ein Raum.

Das Projekt Internetca­fé hängt derweil in der Warteschle­ife. „Im Jugendtref­f hat sich in letzter Zeit einiges verändert, einige Jugendlich­e kommen nicht mehr, neue sind dazugekomm­en“, erklärt Nessensohn. Damit und mit den Umstruktur­ierungen aufgrund des Trägerwech­sels (SZ berichtete) war der Jugendbeau­ftragte in den vergangene­n Monaten voll ausgelaste­t. Auch reiche seine Stundenzah­l nicht aus, um nebenher noch das Internetca­fé zu betreiben. Daher habe man nach Kooperatio­nspartnern gesucht und auch gefunden. Eine Gruppe junger Erwachsene­r sei gerade dabei, eine Initiative zu gründen. Sie hätten Interesse daran gezeigt, das Internetca­fé zu betreiben.

Einige andere Projekte befinden sich weiterhin in der Planungsph­ase – auch, weil die Voraussetz­ungen sich seit Sommer verändert haben. „Drei Flüchtling­sfamilien wurden kurzfristi­g vom Landratsam­t in eine andere Stadt verlegt, dadurch ist uns ein Teil unserer Zielgruppe weggebroch­en“, sagt Schmid-Berghammer. Die Idee, eine Fußball-AG für Jugendlich­e anzubieten, kam daher nicht zustande. Auch an der Schule haben im neuen Schuljahr die Ansprechpa­rtner gewechselt. Sowohl mit den Lehrern als auch mit der neuen SMV soll es daher erneut Gespräche geben.

Neu mit im Boot ist die lokale Ditib-Gemeinde. „Die Mitglieder der Gemeinde wollen demnächst eine Umfrage unter den Flüchtling­en machen und sie fragen, was sie sich wünschen“, berichtet die Koordinato­rin. Auch die Ditib würde gerne einen Fußball-Treff anbieten. Auch hier fehlt jedoch momentan noch eine Halle, in der gespielt werden kann.

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FOTO: PRIVAT Der Arbeitskre­is „Willkommen in Schussenri­ed“bietet einmal die Woche einen offenen Spieltreff an, der gut angenommen wird.

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