Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Der Upgrade-Effekt
Wir leben ja im Zeitalter des Upgrades. Upgrade bedeutet aufgradieren, aufwerten, aufrüsten. Sie kennen das aus dem Urlaub. Hotel und Strand sind o.k., doch für einen kleinen Aufpreis erhalten Sie eine Flatrate auf die Minibar und einen Swimmingpool ohne Engländer. Inzwischen wollen sich die Menschen auch selber upgraden und kaufen sich Fitnessarmbänder. Für viele Käufer eine Enttäuschung, weil sie stundenlang auf dem Sofa am Armband rumspielen und nichts passiert. Das Fitnessupgrade hat eben den Nachteil, dass man selber etwas dafür tun muss (Stichwort: Bewegung). Psychologen haben nun sogar einen „Upgrade-Effekt“entdeckt. Kommt etwa ein neues Smartphone auf den Markt, entwickelt sich der Drang, dieses unbedingt zu kaufen. Obwohl das „alte“Gerät tadellos funktioniert. Die Folge: Unbewusst behandeln wir unser altes Smartphone schlecht, lassen es auf der Straße fallen, vergessen es irgendwo – sodass wir das neue Modell kaufen „müssen“.
Der „Upgrade-Effekt“lässt sich jedoch vermeiden: Wertschätzen die Menschen ihre Sachen und geben sie weiter (spenden, recyceln), verschwinden die Symptome. Aber Vorsicht: Neben Produkten tritt der Effekt auch in der Partnerschaft auf.
Behandelt Ihr Partner Sie also nicht gewohnt liebevoll, trifft er sich vermutlich mit einem Upgrade. Insofern könnte das Geheimnis einer langen Partnerschaft in dem gegenseitigen Versprechen liegen, sich eines Tages zu recyceln. Alternativ schlagen wir gemeinsamen Nachwuchs vor. Das wohl einzig wirklich beglückende Upgrade im Leben. (dg)