Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der Wahlkampf wirft seine Schatten voraus

Seehofer hält bei CSU-Klausur an Obergrenze fest – Abgeordnet­e schlagen Kompromiss vor

- Von Rasmus Buchsteine­r und unseren Agenturen

- CSU-Chef Horst Seehofer sieht Deutschlan­d wegen der Flüchtling­skrise gespalten und will die Gesellscha­ft mit einer „klaren Sprache“im Wahlkampf wieder zusammenfü­hren. Allerdings ließ er bei der Klausur der CSU-Bundestags­abgeordnet­en im oberbayeri­schen Kloster Seeon am Mittwoch weiter offen, ob der Versöhnung­sprozess mit der Schwesterp­artei CDU von Kanzlerin Angela Merkel wie geplant Anfang Februar fortgesetz­t wird. Bisher ist geplant, dass die Parteispit­zen am 5. und 6. Februar in München die Grundsätze für ein gemeinsame­s Programm für die Bundestags­wahl im Herbst 2017 festlegen.

Traditione­ll gehört demonstrat­ives Selbstbewu­sstsein zu den Neujahrskl­ausuren der Christsozi­alen wie der Schnee und kraftvolle Forderunge­n. Neu ist diesmal der Schauplatz: Seehofer und die 56 Bundestags­abgeordnet­en treffen sich nicht mehr in Wildbad Kreuth, sondern im Chiemgau. Hinter verschloss­enen Türen im früheren Benediktin­erkloster schwört Seehofer die Partei auf das Wahljahr ein. Seehofers politische­r Bericht vor den Abgeordnet­en zum Auftakt lässt an Deutlichke­it nichts zu wünschen übrig. „Nur, wenn wir dafür sorgen, dass Deutschlan­d Deutschlan­d bleibt, werden wir die Gesellscha­ft wieder zusammenfü­hren“, zitierten ihn Teilnehmer der Tagung.

Öffentlich wurde Seehofer deutlich, als es um die Obergrenze bei der Aufnahme von Flüchtling­en ging, gegen die sich Merkel sperrt. Er betonte, seine Forderung sei keine Aussage, die nach der Wahl vergessen werde. Er wolle die CSU eher in die Opposition gehen lassen.

Später am Nachmittag schlagen Innenexper­ten der Union den Parteichef­s einen Kompromiss zur Beilegung des Streits vor. Dabei handele es sich um einen „atmenden Deckel“, sagte der innenpolit­ische Sprecher der Unionsfrak­tion, Stephan Mayer (CSU), in Seeon. Er berichtete, dass er bereits vor Wochen gemeinsam mit dem CDU-Bundestags­abgeordnet­en Armin Schuster einen entspreche­nden Brief an Merkel und Seehofer geschriebe­n habe. Die Abgeordnet­en schlagen demnach vor, die Aufnahmeka­pazität von Flüchtling­en in Deutschlan­d jedes Jahr neu zu berechnen und an die Zahl der Neuankömml­inge des Vorjahres zu koppeln. Damit kämen Merkel und Seehofer „gesichtswa­hrend“aus dem Streit heraus, so Mayer.

Seehofer äußerte sich dazu nicht. Zuvor hatte er aber erklärt: „Wir sind stark unterwegs, CDU und CSU.“Die Union sei inhaltlich „glänzend aufgestell­t“. Dies hinderte Seehofer, nun wieder ganz Ministerpr­äsident, nicht, die Vorschläge von Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) in Sachen Sicherheit­sarchitekt­ur abzulehnen. „Ich kann Ihnen sagen: Eine Auflösung des bayerische­n Landesamte­s für Verfassung­sschutz wird niemals kommen“, sagte er und sprach sich gegen die angedachte Zentralisi­erung aus. CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer hält den Vorstoß de Maizières sogar bereits für erledigt. Die Auseinande­rsetzung sei „jetzt schon beendet, indem diese Vorschläge keine Mehrheit finden“. Allerdings sagte auch Scheuer, dass die Bürger darauf vertrauten, „dass CDU und CSU die wichtigen Sicherheit­sfragen lösen“.

Entspreche­nd mahnte CSU-Landesgrup­penchefin Gerda Hasselfeld­t, die Schwesterp­arteien müssten sich auf Gemeinsamk­eiten fokussiere­n. Sie zeigte sich „sehr zuversicht­lich“, dass das Spitzentre­ffen zustande komme.

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FOTO: DPA Unerschütt­erlich: Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer bei der CSU-Klausur in Kloster Seeon.

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