Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Kurz gedacht
Es wird ja derzeit alles sehr, sehr ernst genommen, auch wenn es sich um unvermeidliche Konsequenzen der Digitalwelt handelt. So wird der Nutzer des OnlineNachrichtendienstes Twitter quasi zu Abkürzungen gezwungen. Denn auch Donald Trump und der Polizei sind pro Mitteilung nur 140 Zeichen erlaubt. Was bei Trump von Vorteil ist, kann seriösen Behörden zum Verhängnis werden. So wurde zuletzt in Köln der zuvor nur intern gebräuchliche Begriff „Nafris“öffentlich vertwittert. Hätte die Polizei von „nordafrikanischen Intensivtätern“, die am „HBF“, also Hauptbahnhof, lokalisiert wurden, geschrieben, wären schon 44 Zeichen weg gewesen. Dass die Beamten mit „Hundert“statt „100“vier Zeichen vergeudet haben, ist grob fahrlässig. „Nafri“ist natürlich dennoch nicht okay, schon aufgrund der Verniedlichung.
Laut dpa (Achtung Kurzform!) gibt es bei der Polizei noch mehr Abkürzungen: „Limo“– linksmotivierter Straftäter, „Remo“– rechtsmotivierter Straftäter, „Ladi“– Ladendieb, „Rubu“– Rumäne oder Bulgare, „Hilope“– hilflose Person (Betrunkener) oder „EVL“– Schwarzfahrer. Als Eishockey-Freund staunt man: „EVL“steht nicht mehr für den EV Landshut, sondern für „Erschleichung von Leistungen“.
Am schlimmsten ist freilich, dass all die Kürzel vor der Verurteilung genutzt werden. Dabei gilt doch, abgesehen von der sturzbesoffenen „Hilope“, die Unschuldsvermutung. Es müsste also ein Kürzel für „mutmaßlich“hinzukommen. Wobei „Mulimo“oder „Muladi“auch zweifelhaft klingen. Und beim Twittern sind wieder zwei Zeichen weg. (jos)