Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Das Zauberwort der CSU

- Von Sabine Lennartz s.lennartz@schwaebisc­he.de

Keine Frage, Thomas de Maizière hat Horst Seehofer die Schau gestohlen, als er unmittelba­r vor der CSU-Klausur in Seeon sein Sicherheit­spaket vorstellte, das ebenso gut von der CSU ersonnen sein könnte. Jetzt kann Horst Seehofer nicht, wie gewohnt und geplant, seine Partei als Taktgeber für Berlin in Sachen Sicherheit präsentier­en. Vor allem aber kann er sie kaum gegen die CDU positionie­ren – gäbe es nicht das Zauberwort Obergrenze.

Wie beim alljährlic­hen „Dinner vor One“ist auf die traditione­lle Grenzziehu­ng der CSU zur Kanzlerin hin Verlass. Der Kreuther Geist hat es bis Seeon geschafft, das ist sicher. Nicht sicher aber kann sich CDU-Chefin Merkel sein, wie tief die CSU die Gräben weiter aushebt.

Nach dem Rückgang der Flüchtling­szahlen sah es in den letzten Monaten des alten Jahres so aus, als könnte der Dauerstrei­t der beiden Schwesterp­arteien etwas beigelegt werden. Doch jetzt fühlen sich all jene bei den Christsozi­alen, die von der Flüchtling­spolitik der Kanzlerin nicht viel halten – und das sind nicht wenige – durch den Anschlag in Berlin bestätigt. Seehofers Forderung nach der Obergrenze für Flüchtling­e, die Angela Merkel immer wieder kategorisc­h ablehnt, steht jetzt auch im Antrag der CSU-Landesgrup­pe. Deren Chefin, Gerda Hasselfeld­t, hatte sich lange dagegen gesperrt.

Die Gräben in der Union trennen längst nicht mehr nur CSU und CDU. Das zeigte sich auf dem CDU-Bundespart­eitag, als die Basis mit Mehrheit gegen den Willen der Parteispit­ze die Abschaffun­g des Doppelpass­es forderte. Einigkeit besteht in der Union aber darin, jetzt erst einmal SPD und Grüne anzutreibe­n, endlich die Maghreb-Länder als sichere Herkunftss­taaten einzustufe­n.

Die Sicherheit­sarchitekt­ur wird neu überdacht. Das Wort „Obergrenze“aber wird wohl im CSU-Zauberkast­en bleiben, im sogenannte­n Bayernplan, dem CSU-eigenen Programm zur Bundestags­wahl. Dort ist es gut aufgehoben, denn hier stehen traditione­ll gerne Zauberwort­e, die in Berlin zum Scheitern verurteilt sind. Bundesweit­e Volksentsc­heide zu EU-Fragen gehören dazu.

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