Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Gröning-Urteil des Bundesgerichtshofs spornt Ludwigsburger Nazi-Jäger an
(lsw) - Für die Experten der Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg ist die Ende November gesprochene Gröning-Entscheidung des Bundesgerichtshofs ein neuer Weckruf. „Weil wir jetzt wissen, dass auch Auschwitz-Wachleute wie Oskar Gröning mitverantwortlich sind am damaligen Massenmord, suchen wir weiter nach ähnlichen systematischen Tötungen in anderen Konzentrationslagern“, sagte der Leiter der Ermittlungsbehörde, Jens Rommel, der Deutschen Presse-Agentur. Mit der höchstrichterlichen Entscheidung „wäre es absurd, heute an eine Schließung unserer Behörde auch nur zu denken“, betonte der 44Jährige.
Der BGH hatte mit Gröning erstmals einen Auschwitz-Helfer mitverantwortlich für Hunderttausende Morde in dem Arbeits- und Vernichtungslager gemacht. Damit ist der 95-Jährige rechtskräftig zu vier Jahren Haft verurteilt – wegen Beihilfe zum Mord in 300 000 Fällen. Die Zentralstelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen hat weitere ehemalige KZ-Wachleute im Visier. Laut Rommel wird Beihilfe zum Mord in den Lagern Bergen-Belsen, Neuengamme, Ravensbrück, Buchenwald und Mittelbau-Dora geprüft. Fortgesetzt werden auch Vorermittlungen zu ehemaligen Auschwitz-Wachmännern. Außerdem suchen die Experten nach NS-Tätern in Südamerika.