Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Dobrindt eckt mit Wortwahl an

SPD, Grüne und Linke werfen dem CSU-Politiker rassistisc­he Hetze vor

- Von Andreas Herholz und Tobias Schmidt

- Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) hat ein klares Konzept zum Schutz vor nordafrika­nischen Intensivtä­tern gefordert und mit der gezielten Verwendung der umstritten­en Abkürzung „Nafris“einen Sturm der Entrüstung losgetrete­n. „Die Menschen wollen klare Antworten auf die Frage, wie der Staat bestmöglic­h für ihre Sicherheit sorgt und sie zum Beispiel vor Nafris schützt“, sagte Dobrindt am Mittwoch im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion und wählte dabei ganz bewusst den Begriff aus dem Polizeijar­gon. „2017 ist das Jahr der Sicherheit­sdebatten. Mit dem Flüchtling­sstrom sind auch Unsicherhe­iten nach Deutschlan­d geströmt“, begründete der Minister seine Forderung. Politiker von SPD, Grünen und der Linksparte­i kritisiert­en Dobrindt für seine Wortwahl scharf.

„Herr Dobrindt sollte sich lieber um seine Themen als Verkehrsmi­nister kümmern. Dazu gehört nicht, mit aufgeladen­en Begriffen zu zündeln, um Ressentime­nts zu schüren“, sagte SPD-Vize Ralf Stegner. Katja Kipping, Vorsitzend­e der Partei die Linke, warf Dobrindt einen „rassistisc­hen Ausfall“vor. „Als Verkehrsmi­nister ein Totalausfa­ll, als Sicherheit­spolitiker ein rassistisc­her Hetzer, für den alles Böse aus dem Ausland kommt und der abwertende Begriffe politisch hoffähig macht“, sagte sie unserer Redaktion. Der Linken-Bundestags­abgeordnet­e Herbert Behrens forderte Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) zum Eingreifen auf: Die Verwendung des Begriffs „Nafris“sei „eines Ministers unwürdig. Die Kanzlerin kann dem nicht weiterhin schweigend zusehen.“Wer eine Menschengr­uppe stigmatisi­ere und eine Sonderbeha­ndlung für diese einfordere, „der weckt zudem ungute Erinnerung­en an die dunkelste Zeit deutscher Geschichte. Volker Beck, migrations­politische­r Sprecher der Grünen-Bundestags­fraktion, sagte: „Begriffe, die Herr Dobrindt offenbar salonfähig machen will, wirken herabwürdi­gend, beleidigen­d und ausgrenzen­d und sollten daher nicht weiter verwendet werden.“

 ?? FOTO: IMAGO ?? Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) wählte bewusst den Polizeijar­gon-Begriff.
FOTO: IMAGO Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) wählte bewusst den Polizeijar­gon-Begriff.

Newspapers in German

Newspapers from Germany