Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Bayerischer Tagungsort mit bewegter Geschichte
Vom Badehaus ins Kloster – nach 40 Jahren muss die CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag von Wildbad Kreuth nahe dem Tegernsee ins 70 Kilometer entfernte Kloster Seeon nördlich des
Chiemsees umziehen. Der Pachtvertrag der CSU-nahen HannsSeidel-Stiftung mit der adligen Besitzerin des 200 Jahre alten Gebäudekomplexes wurde nicht verlängert. Weder wurden in dem einstigen Bad zuletzt noch Molkekuren verabreicht noch wandeln im Kloster Seeon Mönche die Gänge entlang. Mit der Säkularisation im Jahr 1803 verließen die Ordensbrüder das 994 gegründete Benediktinerkloster. 1561 vernichtete ein Brand einen Großteil des Klosters. Beim Wiederaufbau erhielten beide Türme der vom Feuer verschont gebliebenen Kirche ihre charakteristischen Zwiebelkuppeln. Zwischen 1761 und 1780 kam Wolfgang Amadeus Mozart mehrmals ins Kloster Seeon. Nach der Säkularisation wechselte das Gebäude mehrmals den Besitzer. 1816 wurde ein Damm aufgeschüttet und das im Seeoner See gelegene einstige Kloster so ans Festland angebunden. Während der NS-Diktatur beherbergte es eine Schule der Sturmabteilung (SA), nach Ende des Zweiten Weltkrieges war es Lazarett und Flüchtlingslager. Bevor der Gebäudekomplex der Polizei als Unterkunft diente, wurden dort in den 1950er-Jahren Polstermöbel hergestellt. 1978 kaufte das Erzbistum München-Freising die Anlage, um dem angeblichen Erwerb durch die für ihre Sexorgien bekannte Bagwhan-Sekte zuvorzukommen. Doch schon acht Jahre später kaufte der Bezirk Oberbayern das Gebäude und richtete für viel Geld ein Bildungszentrum samt Tagungshotel ein. (dpa)