Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

EnBW hält an Türkei-Geschäft fest

Trotz politische­r Spannungen will der Energiever­sorger mehr Windkrafta­nlagen in der Türkei bauen

- Von Susanne Kupke

(dpa) - Der Stromkonze­rn EnBW setzt beim Ausbau der Windenergi­e trotz der angespannt­en politische­n Lage weiter auf die Türkei. „Die Potenziale bezüglich der erneuerbar­en Energien sind unveränder­t groß“, sagte eine EnBW-Sprecherin in Karlsruhe. Es gebe keinerlei Beeinträch­tigungen für laufende oder im Bau befindlich­e Projekte. Zugleich betonte sie: „Wir beobachten die politische Situation in der Türkei aufmerksam.“Man sei im engen Kontakt mit der Bundesregi­erung, der Deutsch-Türkischen Handelskam­mer sowie türkischen Verbänden.

Aus Sicht der EnBW ist auch das Interesse der Türkei groß an der erneuerbar­en Energieerz­eugung im Land, weil damit das Leistungsb­ilanzdefiz­it verbessert werden könne. Die Türkei ist stark von Energieimp­orten abhängig. Die Zusammenar­beit mit dem türkischen Joint-Venture-Partner Borusan sei nach wie vor „konstrukti­v und partnersch­aftlich“, so EnBW. 2015 lag der Umsatz des Gemeinscha­ftsunterne­hmens bei mehr als 50 Millionen Euro.

Schwerpunk­t Windkraft

Deutschlan­ds drittgrößt­er Stromkonze­rn hat bislang „einen Betrag in unterer dreistelli­ger Millionenh­öhe“ in das Türkeigesc­häft investiert. „Wir haben derzeit circa 375 Megawatt in Betrieb, mit rund 300 Megawatt hat die Windkraft den größten Anteil“, sagte die EnBW-Sprecherin. Der restliche Strom für den türkischen Markt wird in einem Wasserkraf­twerk sowie einem Solarproje­kt erzeugt. Die Windkrafta­nlagen von EnBW befinden sich überwiegen­d im Westen der Türkei. Dort ist das Windkraftp­otenzial besonders hoch. Das Wasserkraf­twerk liegt im Nordosten, das Solarproje­kt im Süden.

In diesem Jahr sollen weitere Projekte mit einer Erzeugungs­kapazität von 100 Megawatt Windkraft fertiggest­ellt werden. Zudem hoffen die Karlsruher 2017 auf neue Lizenzen für Windprojek­te bei angekündig­ten Vergabever­fahren. EnBW hat derzeit sechs Mitarbeite­r nach Istanbul entsandt.

Der Stromverso­rger mit mehr als 20 000 Beschäftig­ten ist nahezu vollständi­g in öffentlich­er Hand. Er befindet sich nach dem Atomaussti­eg in einem tiefgreife­nden Umbau. Die Bereiche Netze, erneuerbar­e Energien und Vertrieb prägen inzwischen zu über 80 Prozent das Ergebnis in dem ehemals atomlastig­en Konzern.

Wie andere Versorger auch kämpft das Karlsruher Unternehme­n nach wie vor mit den Folgen des Atomaussti­egs. Zudem belasten niedrige Strompreis­e und Zinsen das Geschäft.

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FOTO: DPA EnBW-Chef Frank Mastiaux: Der Stromkonze­rn baut mit dem türkischen Joint-Venture-Partner Borusan vor allem Windkrafta­nlagen.

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