Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
EnBW hält an Türkei-Geschäft fest
Trotz politischer Spannungen will der Energieversorger mehr Windkraftanlagen in der Türkei bauen
(dpa) - Der Stromkonzern EnBW setzt beim Ausbau der Windenergie trotz der angespannten politischen Lage weiter auf die Türkei. „Die Potenziale bezüglich der erneuerbaren Energien sind unverändert groß“, sagte eine EnBW-Sprecherin in Karlsruhe. Es gebe keinerlei Beeinträchtigungen für laufende oder im Bau befindliche Projekte. Zugleich betonte sie: „Wir beobachten die politische Situation in der Türkei aufmerksam.“Man sei im engen Kontakt mit der Bundesregierung, der Deutsch-Türkischen Handelskammer sowie türkischen Verbänden.
Aus Sicht der EnBW ist auch das Interesse der Türkei groß an der erneuerbaren Energieerzeugung im Land, weil damit das Leistungsbilanzdefizit verbessert werden könne. Die Türkei ist stark von Energieimporten abhängig. Die Zusammenarbeit mit dem türkischen Joint-Venture-Partner Borusan sei nach wie vor „konstruktiv und partnerschaftlich“, so EnBW. 2015 lag der Umsatz des Gemeinschaftsunternehmens bei mehr als 50 Millionen Euro.
Schwerpunkt Windkraft
Deutschlands drittgrößter Stromkonzern hat bislang „einen Betrag in unterer dreistelliger Millionenhöhe“ in das Türkeigeschäft investiert. „Wir haben derzeit circa 375 Megawatt in Betrieb, mit rund 300 Megawatt hat die Windkraft den größten Anteil“, sagte die EnBW-Sprecherin. Der restliche Strom für den türkischen Markt wird in einem Wasserkraftwerk sowie einem Solarprojekt erzeugt. Die Windkraftanlagen von EnBW befinden sich überwiegend im Westen der Türkei. Dort ist das Windkraftpotenzial besonders hoch. Das Wasserkraftwerk liegt im Nordosten, das Solarprojekt im Süden.
In diesem Jahr sollen weitere Projekte mit einer Erzeugungskapazität von 100 Megawatt Windkraft fertiggestellt werden. Zudem hoffen die Karlsruher 2017 auf neue Lizenzen für Windprojekte bei angekündigten Vergabeverfahren. EnBW hat derzeit sechs Mitarbeiter nach Istanbul entsandt.
Der Stromversorger mit mehr als 20 000 Beschäftigten ist nahezu vollständig in öffentlicher Hand. Er befindet sich nach dem Atomausstieg in einem tiefgreifenden Umbau. Die Bereiche Netze, erneuerbare Energien und Vertrieb prägen inzwischen zu über 80 Prozent das Ergebnis in dem ehemals atomlastigen Konzern.
Wie andere Versorger auch kämpft das Karlsruher Unternehmen nach wie vor mit den Folgen des Atomausstiegs. Zudem belasten niedrige Strompreise und Zinsen das Geschäft.