Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Die fröhlichste aller Niederlagen
Finnischer Humor mit einer Prise Melancholie: „Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“
Glücksgefühle empfindet man, wenn es gut läuft oder etwas außergewöhnlich Schönes passiert. Anders beim finnischen Boxer Olli Mäki. Für ihn beginnt das große Glück mit einer Niederlage. „Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“erzählt, wie der Sportler erst dafür kämpft, an die Weltspitze zu gelangen, nur um am Ende die jahrelange Schufterei im Ring in Frage zu stellen. Regisseur Juho Kuosmanen erzählt scharfsinnig, humorvoll und mit viel Herz und leiser Wehmut von der Suche nach dem, was wirklich zählt im Leben.
Endlich wird für Olli (Jarkko Lahti) ein Traum wahr. Der Bäcker aus dem finnischen Kokkola ist leidenschaftlicher Amateurboxer. Weil er so talentiert ist, bekommt er die Riesenchance: einen Profikampf gegen den Weltmeister im Federgewicht, Davey Moore. Damit Olli eine Chance gegen den US-Amerikaner hat, startet sein Trainer Elis (Eero Milonoff) ein ehrgeiziges Trainingsprogramm samt PR-Kampagne. Bald wird Olli in der Hauptstadt Helsinki wie eine Trophäe herumgereicht. Dem schüchternen Mann wird das zu viel. Er würde lieber durch den Wald radeln, im See baden oder am Lagerfeuer sitzen mit der hübschen Rajia, erfrischend gespielt von Oona Airola. Endlich kommt der 17. August 1962, der Tag des Kampfes, und Olli Mäki ist unglücklich wie nie zuvor, bis er eine folgenschwere Entscheidung trifft.
Das Besondere an Kuosmanens Film ist nicht nur, dass er in SchwarzWeiß auf echtem 16-Millimeter-Filmmaterial gedreht wurde. Wunderschön ist auch Kuosmanens Porträt dieses schüchternen jungen Mannes, mit großer Wärme und herrlich lakonischem Humor. Den Film durchzieht zudem eine wunderbare leise Melancholie, der an Werke des berühmten finnischen Regisseurs Aki Kaurismäki („Le Havre“) erinnert. Nicht von ungefähr schickt Finnland den Film ins Rennen um den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film. (dpa)
Der glücklichste Tag im Leben
des Olli Mäki. Regie: Juho Kuosmanen. Mit Jarkko Lahti, Ooona Airola. Finnland/Deutschland 2016. 92 Minuten. FSK ab 6.