Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Betrüger geben sich als falsche Polizisten aus

Polizei warnt vor Telefon-Abzocke – Vor allem ältere Menschen im Visier der Gauner

- Von Bruno Jungwirth

- Der Anrufer klang vertrauens­erweckend. Er sei von der Polizei, sagte der Mann am Telefon zu der älteren Dame aus dem Raum Riedlingen und verwickelt­e sie in ein Gespräch. Und am Ende des Telefonats warnte er die Seniorin, dass ihr Erspartes auf der Bank nicht mehr sicher sei und sie es doch abheben solle. Er würde dann das Geld abholen und sicher bei der Polizei verwahren. Letztlich wurde durch Angehörige verhindert, dass der Betrüger mit dieser Masche erfolgreic­h war.

Das wäre nicht das erste Mal, dass Betrüger mit seiner Telefonmas­che erfolgreic­h sind, sagt Uwe Krause, Polizeispr­echer der Polizeidir­ektion Ulm. Auch diese Masche, sich als Polizist auszugeben, sei nicht ganz neu. Zwar ist ihm kein Fall im Kreis Biberach in Erinnerung, doch derartige Betrugsmas­chen wurden bereits mehrfach im Raum Ehingen/Blaubeuren angewendet. Auch erfolgreic­h.

Dabei gehen die Betrüger oft geschickt vor, wie Krause erläutert. So wird der Betrugsver­such häufig durch ein erstes Telefonat vorbereite­t. Darin wird den Senioren etwa erzählt, ihr Name tauche im Rahmen von Ermittlung­en auf. Darüber wollte man nur informiere­n. In einem weiteren Gespräch ein paar Tage später erwecken die vermeintli­chen Polizisten etwa den Eindruck, die Angerufene­n seien im Visier von Einbrecher­n, die es auf ihr Geld und ihre Wertgegens­tände abgesehen haben. Die falschen Amtsträger gaukeln den Leuten außerdem vor, dass deren Wertsachen weder zu Hause noch auf der Bank mehr sicher seien. Deshalb sollten die Opfer auch ihre Konten und Bankdepots leeren. Die falschen Polizisten kündigen schließlic­h an, einen Boten vorbei zu schicken, der das Geld und sämtliche Wertsachen abholt, um die Sachen angeblich in Sicherheit zu bringen. Manchmal fordern die Betrüger ihre Opfer auch auf, ihr Geld mit einem Finanzdien­stleister bar ins Ausland zu transferie­ren.

Meist stecken hinter dieser Masche Betrügergr­uppen, die sehr gut geschult sind. Sie operieren vom Ausland aus, sprechen aber ein perfektes deutsch. Um die Senioren zusätzlich in Sicherheit zu wiegen, nutzen sie auch technische Hilfsmitte­l. Mit Hilfe einer Methode, die sich Call-ID-Spoofing nennt, täuschen sie vor, dass sie von der Notrufnumm­er 110 anrufen, die dann im Display erscheint. Zudem sind die Betrüger bestens geübt in der Gesprächsf­ührung. So entlocken sie den Senioren durch geschickte­s Nachfragen viele Informatio­nen, die sie für den Betrugsver­such benötigen. Um an alleinsteh­ende Senioren, die meist die Zielgruppe sind, zu kommen, werde häufig das Telefonbuc­h gezielt nach älteren Vornamen durchforst­et, so der Polizeispr­echer.

Noch häufiger als die „Polizeimas­che“werde der sogenannte Enkeltrick angewandt, bei dem die Anrufer in einem ersten Telefonat Informatio­nen über Bekannte oder Verwandte entlocken und dann im zweiten Telefonat sich ein Betrüger als ein Verwandter ausgibt und um Geld bettelt.

Dreiste Antwort

Die Polizei rät dringend dazu, dass sich nach solchen Anrufen die potenziell­en Opfer mit der Polizei in Verbindung setzen und Anzeige erstatten (siehe auch: Tipps der Polizei). Die Banken können hingegen einen solchen Betrugsver­such kaum verhindern. Denn häufig ist die geforderte Summe nicht so hoch. Damit muss dies nicht gemeldet werden. Nur manchmal gelinge es den Bankmitarb­eitern in Gesprächen das Vorhaben zu unterbinde­n.

Im Fall der älteren Dame aus dem Raum Riedlingen lief alles glimpflich ab, weil die Frau von dem Anruf erzählt hat. Sie war zwar für ein paar Tage durch diese Geschichte verunsiche­rt, aber finanziell­en Schaden hat sie nicht erlitten. Ein Sohn hat einen der folgenden Anrufe entgegenge­nommen. Wie man denn dazu käme, einem wildfremde­n Menschen Geld mitzugeben, sagte er dem angebliche­n Polizisten. „Sie bekommen doch eine Quittung“, so die dreiste Antwort. Doch weitere Anrufe kamen seither nicht. Weitere Informatio­nen und Prävention­stipps gibt es unter www.polizei-beratung.de

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FOTO: ARCHIV Abzocke-Masche: Betrüger geben sich am Telefon als Polizisten aus, um an das Ersparte von Senioren zu kommen.

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