Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Gestrandet in Biberach
Wie eine junge Frau aus Bayern im Juni unvermittelt in das schwere Unwetter geriet
(gem) - Ein schwarzer Golf steht nachts verlassen und halb versunken in braunen Wassermassen mitten auf der Kreuzung Heusteige/Memminger Straße: Es ist eines der Pressefotos, die das Ausmaß der Unwetterkatastrophe dokumentieren, die am 24. Juni über Biberach hereinbrach. Das Auto gehörte Stefanie Brendl, einer jungen Frau aus Bayern. Sie „strandete“an jenem Abend durch Zufall in Biberach. Zum Jahreswechsel erzählt sie in ihren Worten die Geschichte ihres ungeplanten Biberach-Aufenthalts in diesem Jahr.
„Ich war an diesem Freitagabend von Dachau aus auf dem Weg zum Southside-Festival in Neuhausen ob Eck. Meine Freunde waren schon länger dort und ich wollte gerne noch an diesem Abend die ersten Bands hören.
Vor Biberach begann dann schon ein heftiges Unwetter und starker Regen. Ich musste mehrmals am Straßenrand anhalte, da ich nichts mehr sehen konnte.
In Biberach fuhr ich dann einen Berg hinunter an eine Kreuzung. Das Wasser lief neben mir in Sturzbächen die Straße hinunter. An der Kreuzung angekommen, bog ein anderes Auto vor mir noch links ab. Ich wollte rechts abbiegen und blieb leider im Hochwasser stecken. Mein Auto ging aus und sprang auch nach mehrmaligen Versuchen nicht mehr an.
Auf Anweisung von Polizei und Feuerwehr habe ich dann das Auto nach einiger Zeit verlassen, dabei stand das Wasser schon bis zu meinen Knien hoch. Ich stellte mich dann an dem benachbarten Parkplatz eines Supermarkts unter. Die Feuerwehr hatte ab da alle Hände voll zu tun und konnte sich leider nicht um mein Auto kümmern.
Kein Weiterkommen mehr möglich
Nach einiger Zeit bot mir eine junge Frau an, mich in ihr Auto zu setzen. So warteten wir darauf, dass das Hochwasser absinken würde. Langsam wurde mir klar, dass für mich in dieser Nacht kein Weiterkommen mehr möglich war.
Gegen Mitternacht kam glücklicherweise ein Paar aus Biberach an der Kreuzung vorbei. Sie hatten wohl erkannt, dass ich momentan etwas hilflos war und boten mir ohne lange zu zögern an, bei ihnen zu übernachten.
Wir holten kurzerhand noch schnell meine Sachen aus dem Auto, das mittlerweile schon bis zu den Sitzen mit Wasser vollgelaufen war und liefen durch die überfluteten Straßen nach Hause.
Am anderen Morgen war von dem Hochwasser nur noch Schlamm zurückgeblieben. Meine Schwester und ihr Freund kamen mit einem Anhänger, um mein Auto und mich abzuschleppen.
Das Auto war, wie sich später leider herausstellte, ein Totalschaden, aber die Versicherung hat glücklicherweise den Schaden übernommen. Auf das Southside-Festival, das auch in der Nacht wegen des Unwetters abgesagt worden war, bin ich dann in diesem Jahr nicht mehr gekommen.
Ich bin aber immer noch sehr dankbar für die Unterstützung der jungen Frau und des Ehepaars aus Biberach, die mir so toll geholfen haben.“