Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Biathlon-Boykott ist vom Tisch
(sz/dpa/SID) - Der wegen des russischen Dopingskandals von Frankreichs Biathlon-Star Martin Fourcade ins Spiel gebrachte Weltcup-Boykott ist vorerst vom Tisch. Wenn Donnerstag mit dem Sprint (14.15/ZDF) der erste Heim-Weltcup der Biathleten in Oberhof beginnt,, wird es keine Aktionen der Sportler geben. Fourcade hatte nach Veröffentlichung des zweiten McLarenBerichts, in dem insgesamt 31 russischen Biathleten Dopingvergehen zur Last gelegt wurden, einen Weltcup-Boykott ins Spiel gebracht, sollte der Biathlon-Weltverband bei stichhaltigen Beweisen nicht rigoros gegen den russischen Verband vorgehen. 90 Minuten diskutierten die Sportler verschiedener Nationen bei einem Athleten-Treffem einen Tag vor dem Beginn des Weltcups. Von den Deutschen waren Franziska Hildebrand, Simon Schempp, Benedikt Doll und Erik Lesser dabei, äußerten sich aber nicht. „Ein Boykott steht nicht an. Wir werden einen Forderungskatalog an die IBU stellen und sehen dann weiter“, so der Tscheche Michal Slesinger Mittwochabend.
Schon am Nachmittag hatte Bundestrainer Mark Kirchner seine Athleten aufgefordert, sich hauptsächlich auf den Sport konzentrieren und nicht zu sehr mit sportpolitischen Themen beschäftigen. „Wir sind alle gut beraten, uns auf unsere Aufgaben zu fokussieren und den Sport in den Vordergrund zu stellen. Ich für mich habe ohnehin entschieden, mich zum Thema Doping nicht mehr zu äußern“, sagte Kirchner. Kirchner findet Fourcades Kampf durchaus honorig. „Es ist durchaus zu begrüßen, wenn sich da einer vorne ranspannen will. Zudem ist er der momentan erfolgreichste Athlet, dessen Äußerungen wohl auch am meisten Gehör finden“, sagte er. Er selbst habe „auch über diese Dinge nachgedacht und wir haben in der Mannschaft immer mal wieder diskutiert, wie viel soll man da tun oder nicht.“Derweil wähnt der Bundestrainer seinen Vorzeige-Biathleten Simon Schempp in der richtigen Form, um Martin Fourcade einen starken Wettkampf bieten zu können. „Es ist zwar schwer, aber Simon ist so gut drauf und bereit, ihn wieder richtig zu ärgern“, sagte der Coach.