Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Die Verstöße sind eine Körperverletzung“
Axel Friedrich, Mitbegründer des Umweltverkehrsrates ICCT, hat bei der Analyse des Forscherverbunds mitgewirkt und prangert im Gespräch mit Tobias Schmidt die Grenzwertüberschreitungen der Autokonzerne an.
Welche Pkw sind besonders negativ aufgefallen?
Es gibt nur ganz wenige, die wirklich sauber sind. Von den zehn besten Fahrzeugen, die ich gemessen habe, kommen acht aus dem VW-Konzern. Fünf davon halten die Grenzwerte ein. Besonders schlimme Stickoxid-Schleudern kommen von Fiat und Jeep, Renault und Nissan. Auch Ford und Opel sind negativ aufgefallen. Die Grenzwertüberschreitungen sind klar illegal. Wenn Fiat unter 19 Grad Außentemperatur die Abgasreinigung einfach abschaltet, ist das ein eindeutiger Verstoß gegen die EU-Richtlinie. Deren Ziel ist ja, nicht für saubere Luft im Labor zu sorgen, sondern die Belastung für die Menschen zu verringern. Trotz strengerer Grenzwerte sind die Emissionen nicht zurückgegangen.
Welche Folgen hat das für Menschen und Umwelt?
Die Menschen werden häufiger krank, leiden an Asthma und Bronchitis – und sterben früher. 60 000 Menschen sind es EU-weit, die aufgrund der zu hohen StickoxidWerte pro Jahr vorzeitig sterben. Die Verstöße durch die Autokonzerne sind eine Körperverletzung. Die Umwelt wird über Ozonbildung, Überdüngung und Übersäuerung belastet. Das sind Schäden, für die wir alle bezahlen.