Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Den Bund zum Gärtner gemacht

- Untermstri­ch@ schwaebisc­he. de

Sie tragen Namen wie „Deutsche Scholle“oder „Dicke Eiche“: Wen wundert es da, dass die Schrebergä­rten dieser Republik eine Dichte an Deutschlan­dfahnen aufweisen, die weit über dem statistisc­hen Mittelwert liegt? In der Kleingarte­nkolonie gehen Schwarz-RotGold und Immergrün eine unauflösli­che Symbiose ein.

Da scheint es nur logisch, dass auch der Staat selbst als Kleingärtn­er in Erscheinun­g tritt. Die Bundesanst­alt für Immobilien­aufgaben (Bima) ist Herr über 135 Anlagen dieser Art, acht davon in Baden-Württember­g. Zutage gefördert hat diese Erkenntnis eine Anfrage der Linksfrakt­ion, die zur Datsche traditione­ll eine enge Beziehung pflegt.

Wer den Bund zum Gärtner gemacht hat, ist nicht ganz klar. „Die Liegenscha­ften stammen ursprüngli­ch aus dem Reichsverm­ögen“, meldet die Bima. Als gesichert gilt, dass die Gelände in grauer Vorzeit militärisc­h genutzt worden waren, ansonsten verlieren sich die Anfänge im Nebel der Geschichte.

Womöglich hat nun ausgerechn­et die Linksparte­i einen Anstoß zur Privatisie­rung der Parzellen gegeben, denn die Bima gesteht ein, dass die Kleingärte­n verzichtba­r sind: „In der Regel werden Kleingarte­nanlagen für unmittelba­re Bundeszwec­ke nicht benötigt.“Damit allerdings wäre der Bund prinzipiel­l zum Verkauf verpflicht­et.

Fragen bleiben offen: Steigen private Investoren ein? Übernehmen die Kommunen die Verwaltung? Oder gar Genossensc­haften? Schreberga­rtenpoliti­scher Wildwuchs droht: Kleinstaat­erei in der Kleingärtn­erei, das darf nicht sein. (ume)

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FOTO: DPA Für unmittelba­re Bundeszwec­ke möglicherw­eise verzichtba­r: der Gartenzwer­g.

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