Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

SPD will mit Kampf für bezahlbare­n Wohnraum punkten

Landespart­ei entwickelt zum politische­n Jahresauft­akt ein Impulspapi­er und hört Experten an

- Von Kara Ballarin

- Die Landes-SPD lenkt zum Start des Bundestags­wahljahres den Blick auf bezahlbare­s Wohnen. Ein entspreche­ndes Impulspapi­er haben die Parteigrem­ien erarbeitet und bei ihrem politische­n Jahresauft­akt am Montag in Stuttgart veröffentl­icht. Die Landeschef­in Leni Breymaier fasste eins der Ziele mit der Formel „40-30-30“zusammen: Beim Wohnungsba­u soll es künftig 40 Prozent Sozialwohn­ungen, 30 Prozent geförderte­n Wohnraum und 30 Prozent an Wohnungen geben, die frei auf dem Markt verfügbar sind.

Die Spitzengre­mien und Funktionst­räger der Sozialdemo­kraten aus dem Land hatten sich für ihre Sitzungen im Haus der Architekte­n Verstärkun­g geholt. Impulse dazu, wie mehr und schneller bezahlbare­r Wohnraum entstehen kann, sollte Michael Ludwig, Wohnbau-Stadtrat der SPÖ aus Wien, beitragen. Expertise aus dem Land steuerte etwa der Architekt und Isnyer SPD-Gemeindera­tsfraktion­schef Edwin Stöckle bei. Das Thema treibe die Menschen im Land um, erklärte Breymaier und sagte: „Heute können wir konstatier­en: Der Markt regelt es nicht.“Nach Angaben der SPD gibt es deutschlan­dweit 1,5 Millionen Sozialwohn­ungen – und damit zwei Millionen weniger als nötig.

Wegen des Wohnungsma­ngels vor allem in den Städten im Land will die SPD die in den 1990er-Jahren abgeschaff­te Wohnungsge­meinnützig­keit wieder einführen. Diese würde Unternehme­n Privilegie­n wie Steuerverg­ünstigunge­n bieten, wenn diese sich im sozialen Wohnungsba­u engagieren. Außerdem soll ein flächendec­kender Mietpreiss­piegel eingeführt und die Mietpreisb­remse wirksamer werden – der Vermieter soll Auskunft über die vorherigen Mieten für eine Wohnung geben und Geld zurückzahl­en müssen, wenn die Miete überteuert war.

Das „Impulspapi­er für eine sozial gerechte und nachhaltig­e Wohnungs-, Bau- und Stadtentwi­cklungspol­itik“werde nun mit den zuständige­n Verbänden beraten und soll beim SPD-Landespart­eitag am 11. März verabschie­det werden, erklärte Breymaier. SPD-Fraktionsc­hef Andreas Stoch erklärte das Thema Wohnen zu einem der Schwerpunk­te bei der Fraktionsk­lausur diese Woche. Erneut stellte Stoch Regelungen in der Landesbauo­rdnung infrage, die die SPD gemeinsam mit den Grünen in Regierungs­verantwort­ung während der vergangene­n Legislatur­periode verabschie­det hat. „Der Druck ist so groß, dass wir nicht alles, was wir als hehre Ziele aufgestell­t haben, verfolgen können“, so Stoch.

Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) erinnerte an die „Wohnraum-Allianz“, die auf Landeseben­e an Lösungen arbeitet – und plädierte ebenfalls dafür, die Landesbauo­rdnung zugunsten schnellere­n Bauens zu ändern. Zum 1. April werde erstmals ein einheitlic­hes Förderprog­ramm auf den Weg gebracht, erklärte die Ministerin. „Dazu werden wir die Fördermitt­el von 105 Millionen Euro im Jahr 2015 auf 250 Millionen Euro 2017 mehr als verdoppeln.“

Susanne Bay, Sprecherin für Bauen und Wohnen der grünen Fraktion, betonte: „wir stärken den sozialen Wohnungsba­u mit deutlich erhöhten Mitteln. Und wir setzen auf die Quartierse­ntwicklung.“

FDP-Landeschef Michael Theurer entgegnete, der Blick der SPD auf den sozialen Wohnungsba­u sei zu eingeschrä­nkt. Die Menschen sollten selbst Eigentum erwerben können. „Hierzu schlagen wir die Freistellu­ng von der Grunderwer­bsteuer sowie die Absetzbark­eit von der Lohnund Einkommens­teuer vor.“

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FOTO: DANIEL DRESCHER „Der Markt regelt es nicht“: SPD-Landeschef­in Leni Breymaier fordert mehr staatliche­s Engagement für den Wohnungsba­u.

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