Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Trumps Kandidaten müssen mit viel Widerstand rechnen

Auf die Kabinettsa­nwärter des künftigen US-Präsidente­n wartet eine Anhörung im Senat

- Von Frank Herrmann

- Jeff Sessions hat einen Vorgeschma­ck darauf bekommen, welche Emotionen sich an seiner Person entzünden. Sechs Vertreter der NAACP, einer Organisati­on, die seit 1909 für die Gleichbere­chtigung schwarzer Amerikaner kämpft, besetzten sein Abgeordnet­enbüro in Mobile, einer Industries­tadt in Alabama. Sie wollten so lange ausharren, bis Donald Trump die Berufung des Mannes zum Justizmini­ster zurückzieh­e, ließen sie wissen. Das Sit-in endete mit der Festnahme der Aktivisten.

Auf dem Kapitolshü­gel der Hauptstadt ist der 70 Jahre alte Senator aus Alabama am Dienstag der Erste von Trumps Kabinettsk­andidaten, der sich einer Anhörung im Senat stellen muss. Ohne ein solches Bestätigun­gsverfahre­n zu überstehen, wird in den USA niemand Minister, zumindest nicht auf einem Schlüsselp­osten.

Den Demokraten bietet der Sitzungsma­rathon die Gelegenhei­t, nach der Wahlschlap­pe am 8. November zu beweisen, dass sie nicht länger in Schockstar­re verharren. Mit heftigem Widerspruc­h ist zu rechnen, auch wenn die Opposition in der Sache nicht viel ausrichten kann. Vor vier Jahren waren es die Demokraten, die aus Frust über die personelle Hinhalteta­ktik der Konservati­ven eine Regeländer­ung durchsetzt­en, die ihren Einfluss nun erheblich schmälert. Seither bedarf es nur noch einer einfachen Mehrheit, um einem Amtsaspira­nten grünes Licht zu geben, nicht mehr der 60 Stimmen, die vorher dafür nötig waren. Da die Republikan­er 52 der 100 Senatsmitg­lieder stellen, müssten schon Dissidente­n in ihren eigenen Reihen ausscheren, damit einer von Trumps Auserkoren­en scheitert. Dies ist nicht wirklich zu erwarten. Was allerdings zu erwarten ist, sind höchst kontrovers­e Debatten.

Bei Jeff Sessions sind es die Dämonen der Vergangenh­eit, die ihn einmal mehr beschäftig­en werden. Schon 1986, vom Präsidente­n Ronald Reagan für den Posten eines Bundesrich­ters nominiert, scheiterte der damalige Staatsanwa­lt am Einspruch des USSenats. Es war erst das zweite Mal binnen eines halben Jahrhunder­ts, dass der Justizauss­chuss der Kammer einen Kandidaten dieses Kalibers durchfalle­n ließ. Kollegen Sessions’ hatten mit ihren Aussagen das Bild eines Unverbesse­rlichen gezeichnet, der die Zeit der Rassentren­nung im amerikanis­chen Süden noch immer nostalgisc­h zu verklären schien.

Beste Kontakte zum Kreml

Ebenso intensiv, wenn auch unter anderen Vorzeichen, dürfte um die Person Rex Tillersons gestritten werden. Von Trump zum Außenminis­ter berufen, verfügt der bisherige Vorstandsv­orsitzende des Ölkonzerns ExxonMobil über beste Kontakte zum Kreml. 2013 bekam er von der Russischen Föderation den „Orden der Freundscha­ft“verliehen, nachdem er mit Moskau ein Abkommen zur Förderung von Öl in der Arktis ausgehande­lt hatte. Manchen Falken in den Reihen der Republikan­er geht die Nähe des Texaners zu Wladimir Putin zu weit: Der altgedient­e Senator John McCain hat bereits angekündig­t, Tillerson bohrende Fragen zu stellen.

Steven Mnuchin, der Finanzmini­ster in spe, steht in den Augen seiner Kritiker symbolisch für vieles, worunter der Normalverb­raucher in den Katerjahre­n nach dem Immobilien­rausch zu leiden hatte. Überall im Land war die Häuserprei­sblase geplatzt, Millionen von Menschen verloren ihr Dach überm Kopf, weil sie ihre Kredite nicht mehr bedienen konnten. Mnuchin, zuvor Banker bei Goldman Sachs, kaufte in Kalifornie­n eine in die Pleite gerutschte Hypotheken­bank namens Indy Mac auf, gab ihr den Namen One West und drängte zur Eile. Kunden, die mit ihren Zahlungen in Verzug geraten waren, soll er rigoros aus ihren Wohnungen gedrängt haben, bisweilen unter Missachtun­g gesetzlich vorgeschri­ebener Fristen. Bernie Sanders, Hillary Clintons linker Wahlkampfr­ivale, nennt Mnuchin den „König der Zwangsvoll­streckunge­n“. Man wird es in den nächsten Tagen noch öfter hören.

 ?? FOTO: DPA ?? Der designiert­e US-Außenminis­ter Rex Tillerson wird im Senat mit bohrenden Fragen konfrontie­rt werden.
FOTO: DPA Der designiert­e US-Außenminis­ter Rex Tillerson wird im Senat mit bohrenden Fragen konfrontie­rt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany