Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Stark im Glauben, flammend in der Musik
Musikhochschule Trossingen begeistert mit „Paulus“
– „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ist zwar ein Adventschoral, doch seine positive Kraft, eingebunden in Mendelssohns Musiksprache, gilt auch zu Beginn eines neuen Jahres. Die Studentinnen und Studenten der Musikhochschule Trossingen unter der Gesamtleitung von Professor Michael Alber haben den Jahresanfang zur Erarbeitung des großen Oratoriums „Paulus“von Felix Mendelssohn-Bartholdy genutzt. Bei drei Konzerten in Balingen, Tuttlingen und Gottmadingen wechselten sich je fünf junge Frauen und Männer am Dirigentenpult ab, der große Chor, Orchester und herausragende junge Solisten wirkten in beeindruckenden Aufführungen zusammen. Diese Besprechung bezieht sich auf die dritte Aufführung vom Sonntag in der Christkönig-Kirche in Gottmadingen nahe Singen.
Das Oratorium „Paulus“bietet alles, was es für eine packende musikalische Darstellung biblischer Geschichte bedarf: dramatische Chöre, große Innigkeit in den Chorälen, flammend leidenschaftliche oder verinnerlicht flehende Arien, Orchesterrezitative und romantischen Klang. Mit Stephanus, der wegen seines Glaubens gesteinigt wurde, und Saulus, der sich nach dem DamaskusErlebnis zum Christentum bekannte und fortan unter dem Namen Paulus predigte, sind zwei starke Persönlichkeiten aufgeboten und sängerisch gefordert. Dazu spricht Mendelssohns facettenreiche, melodisch fließende Musik auch die jungen Menschen in Chor und Orchester an. Alle sind mit Freude und Engagement dabei und formen einen wunderbar runden, warm strahlenden Klang.
Michael Alber, seit 2012 Professor für Chorleitung und Leiter des Hochschulchors an der Musikhochschule, der selbst die Gruppe der Tenöre im Chor verstärkte, ist glücklich über seine starke Dirigierklasse mit zehn Studentinnen und Studenten aus den Bereichen Schulmusik, Kirchenmusik und Dirigieren. Jeweils drei bzw. vier teilten sich in den drei Konzerten die knapp zweieinhalb Stunden dauernden Aufführungen auf. Sie brachten sich mit ihrem Temperament, ihrer musikalischen Vorstellungskraft, ihrer Körpersprache ein. Da galt es, Übergänge zu gestalten, Chor und Orchester in der Dynamik abzustimmen, die Solistinnen und Solisten zu führen und zu begleiten.
Überzeugende Gesangssolisten
Am Sonntag übernahm Nikolai Ott den umfangreichen ersten Teil des Oratoriums mit sicherem Gespür für die Dynamik, mit straff federnden Tempi oder auch breit ausgesungenen Chorälen. Mit großer Klarheit und sprühendem Engagement agierten im zweiten Teil Marlene Holzwarth und Andrea Jäckle am Pult.
Auch die Gesangssolisten überzeugten und begeisterten: Lea Sophie Decker mit schlank geführtem Sopran, Sarah Lena Eitrich in der nur kurzen Altpartie. Mitsuo Ogomori mischte in seiner Tenorpartie feine Pianofarben mit differenziert eingesetzter Dramatik. Der Bassbariton Christoph Schweizer überzeugte als sehr junger Sänger der Titelpartie sowohl in den lyrischen Gebeten als auch in seiner zornigen Auftrittsarie. Ein starker Auftakt zum neuen Jahr!