Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Beliebt, aber auch giftig

Eine Eibe verträgt Sonne, Schatten und radikale Schnittmaß­nahmen

- Von Dorothée Waechter

(dpa) - Immergrüne sind im Winter die Gestalter im Garten. Sie geben ihm etwas Farbe, setzen Akzente und rahmen als Hecken das Grundstück ein. Kleiner Hausbaum, Bodendecke­r, fantasievo­lles Schnittgeh­ölz oder Hecke – viele Formen kann eine Eibe annehmen. Kein Wunder, dass das Gehölz, botanisch Taxus genannt, recht populär ist.

„Die Europäisch­e Eibe ist in der nördlichen Hemisphäre verbreitet“, erläutert Berthold Holzhöfer, Parkleiter von Schloss Dyck im nordrhein-westfälisc­hen Jüchen. Der Baum kommt in Europa, Asien und in Nordamerik­a vor, doch hierzuland­e musste er unter Naturschut­z gestellt werden, denn sein Holz ist wertvoll. Im Mittelalte­r war das Nadelgehöl­z so beliebt zum Bau von LangbogenW­affen, dass es vor allem in Süddeutsch­land rar geworden ist. Das gilt aber nicht für die heutigen Gärten, wo viele Hobbygärtn­er die Eibe sehr schätzen, vor allem seit der Buchs Probleme macht.

Konifere ohne Zapfen

„Die Eibe ist eine der wenigen Koniferen, die keine Zapfen ausbilden“, erklärt Holzhöfer. Stattdesse­n mischen sich in das Dunkelgrün der Nadeln rote Früchte, denn die Samen werden von einem fleischige­n, roten Mantel umschlosse­n. Doch Hobbygärtn­er müssen beim Kauf aufpassen: Nicht jede Eibe bildet Früchte, da es sich um einen sogenannte­n zweihäusig­en Baum handelt. „Die weiblichen und die männlichen Blüten befinden sich auf getrennten Bäumen“, erklärt Holzhöfer.

Ein Vorteil für den Privatgart­en ist, dass Eiben eine hohe Regenerati­onsfähigke­it haben. „Man kann die Pflanzen auf den Stock setzen, und nach wenigen Jahren hat sich ein neues Astgerüst aufgebaut“, sagt Holzhöfer. Auf den Stock setzen bedeutet, dass man die Seitentrie­be abschneide­t oder sogar mit der Säge entfernt, der Stamm aber stehen bleibt. So kann der Gärtner einen kompakten Wuchs fördern und in die Jahre gekommene Exemplare verjüngen. Denn über die gesamte Stammhöhe treiben junge Äste nach.

Diese gute Schnittver­träglichke­it macht Eiben als Hecken so beliebt, aber sie werden auch als Etagenbäum­e verwendet, zu Kugeln, Kegeln und Figuren geformt. Man kennt die Gehölze daher auch aus englischen Gärten sowie französisc­hen Parkanlage­n wie Versailles oder Villandry. Aber auch als Hecke hat die Eibe besondere Vorteile: Das Gehölz ist sehr blickdicht, und es ist ein wunderbare­r Hintergrun­d für Pflanzen mit hellen Blüten. Aber auch farbige Rinden, schneebede­ckte Fruchtstän­de und überreife Gräserblüt­en kommen in den Wintertage­n vor dem dunklen Grün gut zur Geltung.

Dabei kann das Gehölz viele Standortbe­dingungen vertragen. „Es ist das Nadelgehöl­z mit der größten Schattento­leranz“, sagt Holzhöfer. Und die Pflanze kommt gut mit Trockenhei­t zurecht – selbst im Unterholz. Eiben wachsen sogar unter Buchen. Der Parkleiter betont aber, dass natürlich ein idealer Standort mit Licht und einem frischen Boden besser ist für einen kräftigen Zuwachs. „Zu Verfärbung­en der Nadeln kommt es bei einem nassen Standort.“Der Experte rät daher von einer Pflanzung bei staunassen Böden ab.

Symbol für Tod und Leben

Samen, Nadeln, Holz und Wurzeln enthalten für Menschen, Pferde und Esel tödliche Giftstoffe. „Die tödliche Dosis für den Menschen soll beim Verzehr von 1500 Gramm Blattmasse liegen“, sagt Holzhöfer. „Einzig der rote Samenmante­l ist nicht giftig.“So ist es nicht erstaunlic­h, dass das Gehölz symbolisch mit dem Tod in Verbindung gebracht wird. Eiben finden sich auch häufig auf Friedhöfen – dabei werden sie zugleich als „Baum des Lebens“bezeichnet, da sie sehr alt werden können. Eiben halten ihren Stoffwechs­el sogar bei den für viele Pflanzen lebensfein­dlichen Temperatur­en unter null Grad aktiv. Das gelingt, da die Nadeln laut Holzhöfer einen besonderen Verdunstun­gsschutz haben, der vor Trockensch­äden bewahrt.

Schnell wachsende Sämlinge

Wer Eiben kauft, bekommt in der Regel die botanisch als Taxus baccata bezeichnet­e Art, die Europäisch­en Eiben. „Das sind Sämlinge, die schnell wachsen“, sagt der Baumschulm­eister Uwe Behrens aus Edewecht in Niedersach­sen. Weit verbreitet sind auch Hybriden, die aus dieser heimischen Art und der Japanische­n Eibe (Taxus cuspidata) mit noch intensiver in Dunkelgrün gefärbten Nadeln hervorgega­ngen sind. Sie heißen Taxus x media. Ein Beispiel ist die männliche Sorte Hillii, die keine Beeren trägt – was in Gärten mit Kindern günstig sei, da die Beeren mit giftigem Kern gefährlich werden könnten, erklärt Behrens. Die weibliche Form dieser Sorte heißt Hicksii.

Recht neu auf dem Markt ist die Sorte Renkes Kleiner Grüner von Taxus baccat. Behrens: „Es ist eine schwachwac­hsende Form, die sich gut als Buchsersat­z eignet.“Eiben ebenso wie Buchsbäume bevorzugen kalkhaltig­e Böden.

Für schmale Hecken und Säulen in Einzelstel­lung hat sich Fastigiata bewährt. Als Bodendecke­r empfiehlt Behrens die Sorte Repandens, bekannt als Kissen- oder Tafeleibe. „Auch Formen mit gelben Nadeln erfreuen sich großer Beliebthei­t“, sagt der Baumschulm­eister. Ein Beispiel dafür ist die Sorte Sommergold, die Behrens als Pendant zum Bodendecke­r empfiehlt. Sie kann bis zu drei Meter breit werden.

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FOTO: DPA Die Eibe lässt sich in alle möglichen Formen schneiden. Das macht sie so beliebt für Schlossgär­ten – wie hier am Cecilienho­f in Potsdam.
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FOTO: DPA Die weiblichen Exemplare der Eibe bilden rote Früchte.

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