Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Beliebt, aber auch giftig
Eine Eibe verträgt Sonne, Schatten und radikale Schnittmaßnahmen
(dpa) - Immergrüne sind im Winter die Gestalter im Garten. Sie geben ihm etwas Farbe, setzen Akzente und rahmen als Hecken das Grundstück ein. Kleiner Hausbaum, Bodendecker, fantasievolles Schnittgehölz oder Hecke – viele Formen kann eine Eibe annehmen. Kein Wunder, dass das Gehölz, botanisch Taxus genannt, recht populär ist.
„Die Europäische Eibe ist in der nördlichen Hemisphäre verbreitet“, erläutert Berthold Holzhöfer, Parkleiter von Schloss Dyck im nordrhein-westfälischen Jüchen. Der Baum kommt in Europa, Asien und in Nordamerika vor, doch hierzulande musste er unter Naturschutz gestellt werden, denn sein Holz ist wertvoll. Im Mittelalter war das Nadelgehölz so beliebt zum Bau von LangbogenWaffen, dass es vor allem in Süddeutschland rar geworden ist. Das gilt aber nicht für die heutigen Gärten, wo viele Hobbygärtner die Eibe sehr schätzen, vor allem seit der Buchs Probleme macht.
Konifere ohne Zapfen
„Die Eibe ist eine der wenigen Koniferen, die keine Zapfen ausbilden“, erklärt Holzhöfer. Stattdessen mischen sich in das Dunkelgrün der Nadeln rote Früchte, denn die Samen werden von einem fleischigen, roten Mantel umschlossen. Doch Hobbygärtner müssen beim Kauf aufpassen: Nicht jede Eibe bildet Früchte, da es sich um einen sogenannten zweihäusigen Baum handelt. „Die weiblichen und die männlichen Blüten befinden sich auf getrennten Bäumen“, erklärt Holzhöfer.
Ein Vorteil für den Privatgarten ist, dass Eiben eine hohe Regenerationsfähigkeit haben. „Man kann die Pflanzen auf den Stock setzen, und nach wenigen Jahren hat sich ein neues Astgerüst aufgebaut“, sagt Holzhöfer. Auf den Stock setzen bedeutet, dass man die Seitentriebe abschneidet oder sogar mit der Säge entfernt, der Stamm aber stehen bleibt. So kann der Gärtner einen kompakten Wuchs fördern und in die Jahre gekommene Exemplare verjüngen. Denn über die gesamte Stammhöhe treiben junge Äste nach.
Diese gute Schnittverträglichkeit macht Eiben als Hecken so beliebt, aber sie werden auch als Etagenbäume verwendet, zu Kugeln, Kegeln und Figuren geformt. Man kennt die Gehölze daher auch aus englischen Gärten sowie französischen Parkanlagen wie Versailles oder Villandry. Aber auch als Hecke hat die Eibe besondere Vorteile: Das Gehölz ist sehr blickdicht, und es ist ein wunderbarer Hintergrund für Pflanzen mit hellen Blüten. Aber auch farbige Rinden, schneebedeckte Fruchtstände und überreife Gräserblüten kommen in den Wintertagen vor dem dunklen Grün gut zur Geltung.
Dabei kann das Gehölz viele Standortbedingungen vertragen. „Es ist das Nadelgehölz mit der größten Schattentoleranz“, sagt Holzhöfer. Und die Pflanze kommt gut mit Trockenheit zurecht – selbst im Unterholz. Eiben wachsen sogar unter Buchen. Der Parkleiter betont aber, dass natürlich ein idealer Standort mit Licht und einem frischen Boden besser ist für einen kräftigen Zuwachs. „Zu Verfärbungen der Nadeln kommt es bei einem nassen Standort.“Der Experte rät daher von einer Pflanzung bei staunassen Böden ab.
Symbol für Tod und Leben
Samen, Nadeln, Holz und Wurzeln enthalten für Menschen, Pferde und Esel tödliche Giftstoffe. „Die tödliche Dosis für den Menschen soll beim Verzehr von 1500 Gramm Blattmasse liegen“, sagt Holzhöfer. „Einzig der rote Samenmantel ist nicht giftig.“So ist es nicht erstaunlich, dass das Gehölz symbolisch mit dem Tod in Verbindung gebracht wird. Eiben finden sich auch häufig auf Friedhöfen – dabei werden sie zugleich als „Baum des Lebens“bezeichnet, da sie sehr alt werden können. Eiben halten ihren Stoffwechsel sogar bei den für viele Pflanzen lebensfeindlichen Temperaturen unter null Grad aktiv. Das gelingt, da die Nadeln laut Holzhöfer einen besonderen Verdunstungsschutz haben, der vor Trockenschäden bewahrt.
Schnell wachsende Sämlinge
Wer Eiben kauft, bekommt in der Regel die botanisch als Taxus baccata bezeichnete Art, die Europäischen Eiben. „Das sind Sämlinge, die schnell wachsen“, sagt der Baumschulmeister Uwe Behrens aus Edewecht in Niedersachsen. Weit verbreitet sind auch Hybriden, die aus dieser heimischen Art und der Japanischen Eibe (Taxus cuspidata) mit noch intensiver in Dunkelgrün gefärbten Nadeln hervorgegangen sind. Sie heißen Taxus x media. Ein Beispiel ist die männliche Sorte Hillii, die keine Beeren trägt – was in Gärten mit Kindern günstig sei, da die Beeren mit giftigem Kern gefährlich werden könnten, erklärt Behrens. Die weibliche Form dieser Sorte heißt Hicksii.
Recht neu auf dem Markt ist die Sorte Renkes Kleiner Grüner von Taxus baccat. Behrens: „Es ist eine schwachwachsende Form, die sich gut als Buchsersatz eignet.“Eiben ebenso wie Buchsbäume bevorzugen kalkhaltige Böden.
Für schmale Hecken und Säulen in Einzelstellung hat sich Fastigiata bewährt. Als Bodendecker empfiehlt Behrens die Sorte Repandens, bekannt als Kissen- oder Tafeleibe. „Auch Formen mit gelben Nadeln erfreuen sich großer Beliebtheit“, sagt der Baumschulmeister. Ein Beispiel dafür ist die Sorte Sommergold, die Behrens als Pendant zum Bodendecker empfiehlt. Sie kann bis zu drei Meter breit werden.