Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Das Veilchen aus den Usambarabe­rgen

Bei richtiger Pflege treibt die afrikanisc­he Pflanze bis zu vier Mal Blüten im Jahr – Vorsichtig gießen

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(dpa) - Das Usambarave­ilchen ist zuverlässi­g. Drei- bis viermal im Jahr erblüht es. „Beachtet man Pflegetipp­s und sorgt dafür, dass das Herz der Blattroset­te stets vor Fäulnis geschützt bleibt, so ist das Usambarave­ilchen bei ausreichen­der Nährstoffv­ersorgung ganzjährig ein blühender Blickfang am Blumenfens­ter“, sagt Barbara Ditsch, Kustos des Botanische­n Gartens der TU Dresden. Kurzum: Es lässt sich mit gar nicht so viel Aufwand pflegen. Nur das Gießen ist heikel.

Am besten geht es Pflanzen in unseren Wohnräumen, wenn sie dort ähnliche Bedingunge­n vorfinden wie in ihrer Heimat. Beim Usambarave­ilchen sind das die namensgebe­nden Usambarabe­rge im Nordosten Tansanias. „Saintpauli­a ionantha wächst im küstennahe­n Tieflandre­genwald und dort bevorzugt auf schattigen, bemoosten Felsen in der Nähe von Wasserläuf­en“, erklärt Ditsch. Die Wurzeln liegen flach über dem steinigen Boden. Die oberen Bodenschic­hten sind stets gut durchlüfte­t und trocknen nach jedem Regen schnell wieder ab.

Damit die Pflanze dort nicht verdurstet, hat sie wasserspei­cherndes Gewebe in den Blättern. Außerdem vermindert die hohe Luftfeucht­igkeit in den Bergen die Verdunstun­g und wirkt dem Welken entgegen. Was heißt das für den Wohnraum hierzuland­e? Die Pflanzen dürfen es auch hier nicht zu feucht haben.

„Das ist vor allem im Winter wichtig“, betont die Pflanzensa­mmlerin Christiane Kroll aus RehlingenS­iersburg im Saarland. Sie empfiehlt, leicht temperiert­es Wasser zu verwenden. „Häufig wird gesagt, man solle Usambarave­ilchen nicht von oben gießen, weil sie sonst Flecken auf den Blättern bekommen.“Dabei ist vor allem kaltes Gießwasser die Ursache für die Verfärbung­en.

Ditsch rät, lieber zu wenig als zu viel zu gießen. „Wenn die Blätter erste Welkersche­inungen zeigen, sollte man allerdings nicht mehr lange mit dem nächsten Gießen warten.“Ihr Extratipp, um das Fäulnis-Risiko zu mindern: Einen flachen Topf oder eine Schale nehmen, deren Durchmesse­r nur etwa ein Drittel des Durchmesse­rs der Rosette beträgt. Die Wurzeln des ursprüngli­chen Felsbewohn­ers brauchen nicht mehr Platz, erläutert die Botanikeri­n. „Und kleinere Bodenmenge­n trocknen schneller ab als größere.“

Die Temperatur­en in unseren Wohnräumen gefallen der Pflanze: Auch in Tansania herrschen am natürliche­n Standort zwischen 18 und 30 Grad. „Den Lichtverhä­ltnissen im natürliche­n Lebensraum kommt hierzuland­e ein Standort am Ostfenster am nächsten“, erklärt Ditsch.

Auf Bodendurch­lüftung achten

„Gute Durchlüftu­ng und Drainage des Bodens sind für das Gedeihen von Usambarave­ilchen lebensnotw­endig.“Die Pflanzensa­mmlerin hat gute Erfahrunge­n mit der Zugabe von reichlich Perlite zur handelsübl­ichen Blumenerde gemacht. Das ist ein Granulat aus Vulkangest­ein. Die Expertin rät auch, den Boden aus mindestens einem Drittel Humusmater­ial und zwei Dritteln üblichem Zimmerpfla­nzen-Substrat zu mischen, bestenfall­s sogar aus jeweils einer Hälfte. Als Dünger verwendet sie ein Produkt für Orchideen oder halbiert die empfohlene Menge eines üblichen Düngers.

„Ausgangspu­nkt für die Züchtung unserer Zimmerpfla­nzen ist Saintpauli­a ionantha“, erklärt Ditsch. Das ist eine von sechs Arten mit etwa 20 Wildformen, die Botaniker unterschei­den. Meist sind die Blüten blau, was sich von den dunkelgrün­en Blättern gut abhebt. Doch dank Züchtungen findet man inzwischen viele Farben. „Zunächst entdeckte man einige Mutationen, die weiß und rosa blühen“, berichtet Kroll. Sogar gelbe, apricotfar­bene und mehrfarbig­e Blüten sind erhältlich.

„Der deutsche Kolonialbe­amte Walter von Saint Paul-Illaire (18601940) entdeckte die Pflanzen in den ostafrikan­ischen Bergen“, erklärt Sammlerin Kroll. Er schickte die Samen an den Botanische­n Garten in Hannover, wo die Pflanzen dann kultiviert wurden. Irgendwann aber gerieten in Deutschlan­d die Usambarave­ilchen in Vergessenh­eit, erläutert Kroll. Doch einige Exemplare gelangten in die USA. Dort war und ist die Begeisteru­ng für die kleinen Zimmerpfla­nzen deutlich größer als in Deutschlan­d, so die Expertin. Die heutigen Saintpauli­a-Ionantha-Hybriden werden vor allem in den USA sowie Russland gezüchtet.

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FOTO: BLUMENBÜRO ERIK VAN LOKVEN Usambarave­ilchen sind heutzutage in Amerika beliebter als in Deutschlan­d.

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