Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

150 Menschen lauschen Windkraftg­egnern

Verein „Gegenwind Atzenberge­r Höhe“stellt seine Ideen und Pläne vor

- Von Matthias Rehm

- Der Verein „Gegenwind Atzenberge­r Höhe“hat sich mit einer Infoverans­taltung zum geplanten Bau zweier Windkrafta­nlagen auf der Atzenberge­r Höhe vorgestell­t. In Reden und anhand großer Schautafel­n hat der Verein dabei den rund 150 interessie­rten Besuchern seine Bedenken gegenüber dem Bau aufgezeigt.

Rund 220 Meter sollen die beiden Windräder auf der Atzenberge­r Höhe oberhalb von Otterswang laut Planung weithin sichtbar in die Höhe steigen. „Nicht hinnehmbar“, meinen besorgte direkte Anwohner, Bürger aus der nahen Umgebung und Erholungss­uchende, die das Gebiet im Sommer als Lauf- und Wanderstre­cke und im Winter als Loipenstre­cke nutzen. Um sich Gehör zu verschaffe­n, haben sie eigens einen Verein gegründet und zeigen auf, was aus ihrer Sicht gegen die Atzenberge­r Höhe als Standort für die Windkrafta­nlagen spricht, die in ihrer Größe Bauwerke wie das Ulmer Münster oder den Stuttgarte­r Fernsehtur­m übertreffe­n würden.

Dass insgesamt 150 direkte Anwohner, Bewohner der Umgebung und auch Erholungss­uchende zur Informatio­nsveransta­ltung erschienen waren, legt nahe, wie relevant das Thema für die Menschen ist. Vereinsver­treterin Annette Jilg wies gleich zu Beginn ihrer Eröffnungs­rede darauf hin, dass sie und ihre Mitstreite­r bereits einen längerfris­tigen Informatio­nsprozess durchlaufe­n haben, an dessen Ende die Wirtschaft­lichkeit und somit auch der Sinn von großdimens­ionierten Windkrafta­nlagen im Allgemeine­n hinterfrag­t werden müsse. Wie der Vereinsvor­sitzende Markus Scham später noch hinzufügte, sei aus ihrer Sicht auch anzuzweife­ln, ob die Atzenberge­r Höhe aufgrund ihres Windaufkom­mens überhaupt als Standort in Frage kommen kann. „Außerdem wäre solch eine Anlage für uns als Anwohner natürlich auch optisch eine Bedrängung“, sagte Markus Scham.

Auch die Vorsitzend­en des Vereins „Skilanglau­f – Loipe Atzenberge­r Höhe“, Christa Creutzfeld­t und Roland Roth, meldeten ihre konkreten Bedenken an und sprachen damit auch stellvertr­etend für all diejenigen, die auf der Atzenberge­r Höhe nach Erholung suchen oder sich sportlich betätigen wollen. Denn speziell im Winter wären die Bereiche um die Anlagen wegen der Eiswurfgef­ahr der Rotoren von etwaigen Sperrungen betroffen. „Das Eiswurfgut­achten mit echten Fakten fehlt hierzu noch. Wir gehen aber aktuell davon aus, dass ein Drittel unserer Genussloip­e davon betroffen wäre“, sagte Christa Creutzfeld­t. Ihr Kollege Roland Roth setzte den Widerstand gegen den Bau sogar in einen noch größeren Kontext. Für ihn sind große Windkrafta­nlagen in Bezug auf ihren Ertrag unverhältn­ismäßig. Besser wäre es für ihn, sich auf kleinere Strukturen mit Tendenz zur Selbstvers­orgung zu konzentrie­ren. Aber auch Roth, seines Zeichens Betreiber der Wetterwart­e Süd, bezweifelt­e, dass das Windaufkom­men auf der Atzenberge­r Höhe zum Betreiben einer Windkrafta­nlage ausreichen würde.

Passend zum Widerstand, den der Verein organisier­t, präsentier­te Künstlerin Theresia Moosherr im Anschluss ihr Kunstwerk „Die Hüterin der Demokratie“, das aufgestell­t auf der Atzenberge­r Höhe daran erinnern soll, dass die Entscheidu­ngsgewalt in einer Gesellscha­ft unbeeinflu­sst vom Lobbyismus vom Volk ausgehen sollte.

Gutachten geplant

Ergänzt wurden die Ansprachen durch mehrere Schautafel­n, die jeweils von Mitglieder­n des Vereins „Gegenwind Atzenberge­r Höhe“präsentier­t und danach diskutiert wurden. Aufgeführt waren eine Vielzahl von allgemeine­n Fakten zu weiterführ­enden Themen wie dem Bodenund Wasserschu­tz, dem Naturund Artenschut­z, Lärmemissi­on sowie allgemeine Informatio­nen zu Schwächen der Windkraftt­echnik.

Der Verein möchte nun versuchen, mithilfe von in Auftrag gegebenen Gutachten klare Fakten zu schaffen, die gegen den Bau sprechen. Diese Gutachten sollen vor allem die aus Sicht des Vereins schützensw­erte Flora und Fauna auf der Atzenberge­r Höhe beleuchten.

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SZ-FOTO: MATTHIAS REHM Markus Scham, Vorsitzend­er des Vereins Gegenwind Atzenberge­r Höhe, und Annette Jilg erklären vor Ort ihre Bedenken gegen eine Windkrafta­nlage.

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