Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Beim Narrentrunk geht es hoch her
Die Narrenzunft Zenka-Rälle Moosheim ist an Dreikönig Gastgeber des Verbands VAN
- Zunftmeister Daniel Forstenhäusler und seine Mitglieder von der Narrenzunft Zenka-Rälle Moosheim haben sich ein weiteres Mal als würdige Gastgeber beim historischen Narrentrunk des Verbandes Alb-Bodensee-oberschwäbischer Narrenvereine gezeigt. Der Klostersaal in den historischen Gemäuern war prall gefüllt mit Abordnungen der Vereinigung. Auch sieben Präsidenten von benachbarten Verbänden statteten dem VAN einen Besuch ab, nicht zu vergessen die OHA-Chefs. Um gleich Stimmung in den Saal zu bringen, legte die Lumpenkapelle Reichenbach gleich los, ging es ja darum, die Häser abzustauben und sich auf die anstehende Narrenzeit einzustimmen.
„Fasnetsfreuden sollen uns winken, darauf lasst uns einen trinken“, so hieß der Präsident des VAN, Siegfried Burgermeister, die Narrenschar in Moosheim willkommen. Nach dem Verbandslied „Wir sind vereint im VAN“gedachte Burgermeister auch all jenen, die man rief, die aber nie kommen. Dazu zählte er auch die „Spezies der Landräte“: „Die Einladung ist für die Katz“, sagte er. Daher war er stolz, dass einmal mehr Landrat a. D. Dirk Gaerte mit Frau auftauchte, genau so wie seine Amtskollegen aus Verbänden vom Bodensee bis zur Alb und Schwarzwald bis ins Allgäu. Siegfried Burgermeister: „Fasnet hautnah miterleben, ist für den Mensch der größte Segen.“
Sichtlich wohler fühlte sich anscheinend Ortsvorsteher Peter Widmann aus Tissen. Ihn hatte man inzwischen entsprechend eingewandet und das buchstäblich bis auf die Unterhose, so dass er nicht mehr so nackt als Gastgeber auftreten musste. Gut gerüstet zeigte sich auch Landtagsabgeordneter Klaus Burger, der sich wunderte, dass man in Moosheim schon voll närrisch sei, während man in der Göge noch beim Christbaum-Loben ist. Wichtiger aber war ein Mitbringsel, das den Narren sehr entgegenkommt. Ein Masken-Dekret des ehemaligen Innenministers Dietmar Schlee garantiert auch den Narren weiterhin das Tragen von Masken. Das „Fähnlein der Landratsgilde“hielt der ehemalige Kreischef Dirk Gaerte hoch, der sich bei den Narren in Moosheim wohlfühlt. „Schön, dass es euch gibt, dass es eine Fasnet gibt“, sagte er. Aber gleichzeitig appellierte er an die Narren: „Macht nicht jeden Scheißdreck mit, macht das, was Tradition ist, seid stolz auf euch und die Fasnet – sie hat Zukunft.“
Richard Striegel teilt aus
So manchem auf den Busch geklopft hat der Erste Beigeordnete der Stadt Bad Saulgau, Richard Striegel, der an der Reihe war, das Hexenstädtle würdig zu repräsentieren. Er hatte sich einen eigenen Jahreskalender zusammengestellt, wo auf so manchem Blatt zum Ausdruck kam, was war, was ist und was faul ist. So der Kommentar zum Fehlen des Bundestagsabgeordneten: „Der Bareiß isch entschuldigt, liegt wohl no en der Kischt. Frisch verheiratet, rassige Frau, des wohl also koi Wunder isch.“Und der Fingerzeig für Klaus Burger nach der Landtagswahl: „Die Moral von der Geschicht, sei dir deiner Sache zu früh sicher nicht.“Und Strahlefrau Landrätin Bürkle müsse man bescheinigen: „Die Frau hot straff Zügel in der Hand und Gaertes frühere Alphatiere ganz handsam sind.“
Und am 11. 11. hat Zunftmeister Raphael Osmakowski-Miller tatsächlich wieder „so ein Grasdackel gefunden, der seinen Witz vom Scheifele noch nicht kannte.“Das sollte sich an diesem Nachmittag noch rächen. Der Saulgauer Zunftmeister aber betrieb zuerst Geschichtsforschung. Und siehe da, die Narrenzunft Zenka-Rälle gilt als älteste Zunft der Welt, die schon seit 49 Millionen Jahren existent sei. Die gefundenen Fossilien von einem Tier mit einem schuppenbesetzten Schwanz stammten von einem prähistorischen Nagetier, das dem Zenka-Rälle sehr ähnlich komme. Aber keine Angst, mit dem Saulgauer Fasnetslied „Doraus, detnaus“hatte er wieder alle Narren auf seiner Seite und einer fand sich tatsächlich wieder, der gerne den Witz vom Scheifele hören wollte.
Eine besondere Ehrung stand dann noch auf der Tagesordnung der Sitzung. Achim Baumeister aus Ettenkirch war zwölf Jahre lang stellvertretender Zunftmeister des VAN. Gar 21 Jahre bekleidete Josef Voggel aus Moosheim das Amt des Brauchtumwarts. Beide wurden nun vom Verband zu Ehrennarren ernannt.