Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Bundesregi­erung: Asylmaßnah­men wirken

2016 kamen 280 000 Flüchtling­e nach Deutschlan­d – Zahl der Asylanträg­e aber gestiegen

- Von Andreas Herholz

- „Es ist uns gelungen, das Migrations­geschehen zu ordnen und zu steuern“, zieht Thomas de Maizière Bilanz. 280 000 Asylsuchen­de waren 2016 nach Deutschlan­d gekommen – und damit weniger als ein Drittel der Zahl aus dem Vorjahr. 2015 hatten die Behörden 890 000 Flüchtling­e gezählt, die nach Deutschlan­d eingereist waren. Die meisten Asylbewerb­er im vergangene­n Jahr stammten aus Syrien, Afghanista­n und dem Irak, Albanien und Eritrea.

Der Bundesinne­nminister und Frank-Jürgen Weise, der scheidende Chef des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e (BAMF), präsentier­en am Mittwoch die neuen Zahlen. Sie zeigen eine Entspannun­g der Lage. Der deutliche Rückgang ist für de Maizière ein Erfolg für das Krisenmana­gement. „Das zeigt, dass die Maßnahmen, die die Bundesregi­erung und die Europäisch­e Union ergriffen haben, greifen“, erklärt der CDU-Politiker. Im Frühjahr 2016 seien das Flüchtling­sabkommen der EU mit der Türkei vereinbart und die BalkanRout­e geschlosse­n worden. Beides habe Wirkung gezeigt.

Keine Entwarnung

Ist das der Beweis dafür, dass Angela Merkel mit ihrem „Wir schaffen das“am Ende richtig lag? Wären da nur nicht die Drohungen der türkischen Führung, das Flüchtling­sabkommen mit der EU aufzukündi­gen. Und wäre da nicht der Dauerstrei­t mit der Schwesterp­artei CSU, die nicht müde wird, eine Obergrenze für Flüchtling­e zu fordern. Keine Entwarnung also für Merkel.

Die Zahl der gestellten Asylanträg­e war allerdings auf 745 545 gestiegen. Das waren 268 869 mehr als 2015. Dabei handelt es sich vor allem um Anträge, die wegen der BAMF-Überlastun­g erst im Nachhinein bearbeitet werden konnten. 2016 habe die Behörde über 695 733 Anträge entschiede­n, so de Maizière, und damit mehr als je zuvor in der Geschichte der Bundesrepu­blik in einem Jahr.

„Der Berg unerledigt­er Anträge wird abgearbeit­et“, versichert der Bundesinne­nminister. Alle liegen gebliebene­n Anträge seien inzwischen in Bearbeitun­g. Auch verfüge man über eine verlässlic­he Datengrund­lage durch ein neu eingeführt­es Kerndatens­ystem, das Mehrfachre­gistrierun­gen von Flüchtling­en wie in der Vergangenh­eit verhindern soll.

Eine positive Entwicklun­g sieht der Bundesinne­nminister auch beim Thema Rückführun­gen. So habe es im vergangene­n Jahr 55 000 freiwillig­e Rückkehrer gegeben und 25 000 Abschiebun­gen und damit auch hier „viel mehr als je zuvor“. Trotz dieses Anstiegs sei die Zahl noch zu niedrig. Daher berate der Bund mit den zuständige­n Bundesländ­ern darüber, wie hier mehr getan werden könne.

„Die aktuellen Zahlen zeigen, dass zum einen die konsequent­en und weitreiche­nden Veränderun­gen im Asyl- und Zuwanderun­gsrecht der letzten zwei Jahre greifen und zusammen mit dem EU-Türkei-Abkommen sowie dem Schließen der mazedonisc­h-griechisch­en Grenze ihren Erfolg zeigen“, sagt der innenpolit­ische Sprecher der Unionsfrak­tion im Bundestag, Stephan Mayer. Auch die bessere Personalau­sstattung des Flüchtling­sbundesamt­es habe dazu beigetrage­n. Diese müsse fortgeführ­t werden. „Darüber hinaus muss der Zuzug durch weitere Gesetzesve­rschärfung­en weiter reduziert und der Überhang an offenen Asylverfah­ren schnellstm­öglich abgebaut werden.“

CDU-Innenexper­te Wolfgang Bosbach sieht keine Trendwende: Deutschlan­d habe 2016 den zweitgrößt­en Zuzug seit der Neuregelun­g des Asylrechte­s 1993 erlebt – „und der Zuwanderun­gsdruck wird anhalten“.

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FOTO: DPA Zufrieden mit der Asylbilanz 2016: Bundesinne­nminister Thomas de Maiziere (CDU, re.) und Frank-Jürgen Weise, Leiter des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e (BAMF).

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