Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Koalition streitet über Überschuss

Verwendung der 6,2 Milliarden Euro offen: Schulden tilgen, Steuern senken oder investiere­n

- Von Sabine Lennartz und unseren Agenturen

- Ein Milliarden-Plus im Etat verkündet Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU). Das zusätzlich­e Geld von 6,2 Milliarden Euro will er ausschließ­lich zum Abbau der Altlasten nutzen. Das kommt bei den Koalitions­partnern jedoch nicht gut an: Die SPD fordert mehr Investitio­nen, die CSU Steuersenk­ungen. Der Vorsitzend­e des Wirtschaft­sausschuss­es, Peter Ramsauer, sagt der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Das Geld gehört zurück in die Taschen der Steuerzahl­er.“Dass die Steuerquot­e auf neuem Rekordnive­au liege, sei „ein Alarmzeich­en für alle Leistungst­räger in unserem Lande“, von denen die Überschüss­se erarbeitet werden. Außerdem meint der CSUPolitik­er Ramsauer, dass dieser Überschuss Mut mache für Steuersenk­ungsbeschl­üsse noch vor der Wahl, „damit sich Leistung in Deutschlan­d lohnt“.

Nach geltenden Regeln müsste der Überschuss in die bereits gebildete Rücklage von 12,8 Milliarden Euro zur Finanzieru­ng der Flüchtling­skosten fließen. Anstatt diese Fi- nanzreserv­e aufzustock­en, sollte das zusätzlich­e Geld zur Schuldenti­lgung genutzt werden, hieß es im Bundesfina­nzminister­ium.

SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte per Twitter, „Geld, das die Bürger erwirtscha­ftet haben, darf der Finanzmini­ster nicht horten“. Die Linke pochte auf ein Sonderprog­ramm für Kita- und Schulverpf­legung.

Wirtschaft legt um 1,9 Prozent zu

Profitiert hat der Fiskus vor allem von der guten Konjunktur. Die deutsche Wirtschaft hat ihr Wachstumst­empo im Jahr 2016 erneut gesteigert. Das Bruttoinla­ndsprodukt legte um 1,9 Prozent zu, nach 1,7 und 1,6 Prozent in den Vorjahren, wie das Statistisc­he Bundesamt am Donnerstag in Berlin mitteilte. Die privaten Konsumausg­aben waren preisberei­nigt um 2,0 Prozent höher als 2015, die staatliche­n Konsumausg­aben kletterten sogar um 4,2 Prozent. Die Lage auf dem Arbeitsmar­kt ist historisch günstig und die Inflation noch immer niedrig. Volkswirte gehen davon aus, dass der Konsum auch 2017 die Hauptstütz­e des deutschen Wirtschaft­saufschwun­gs bleiben wird.

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