Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Viel zu tun
Lange nichts gehört von unserem Lieblingspolitiker: Kim Jong-un, an dieser Stelle gern geneckt als Dickerchen mit Brikettschnitt und der Prokura zur Drangsalierung seiner Untertanen. Der Herrscher der künftigen Großmacht Nordkorea steckt in einer mentalen Tiefdruckzone fest. Bei seiner Neujahrsansprache zimmerte der verkappte Poet, nachzulesen im Internetportal NK News, folgende kummerschweren Verse: „Im Angesicht des neuen Jahres wird mir das Herz schwer vom Nachdenken darüber, wie ich unserem Volk – dem besten der Welt … – noch besser und vollkommener dienen kann.“(So geht Neujahrsansprache, Frau Merkel!)
Vermutlich hat dem Regenten aller Nordkoreaner eine Fotoserie auf NK News die Petersilie verhagelt. Dort geben nordkoreanische „Überläufer“Einblicke in das noch immer unausgereifte sozialistische Bewusstsein im Lande. Kang Ji-min, der heute in England lebt, schwärmt von den strengen Politessen. „Als ich in die Pubertät kam, habe ich mir immer heimlich gewünscht, dass ihre Röcke noch kürzer wären!“Das hätte der gute Donald kaum schöner aus- drücken können. Klarer Fall fürs Erziehungslager. Han Song-chol, 2014 getürmt, berichtet vom Mirim-Reitclub, wo subversive Elemente das Volksvermögen verschleudern. „Es kostet rund 100 000 Won, hier eine Stunde zu reiten.“Für die umgerechnet 722 Euro muss ein Arbeiter in Nordkorea vier Jahre schuften.
Der Gipfel: ein Kühlschrank – als Statussymbol. Manche Nordkoreaner leisten sich so ein Gerät, obwohl sie in ihrer Wohnung gar keinen Strom haben. (hü)