Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ohrfeige für Energiepol­itik

Bundesrech­nungshof kritisiert Kosten und Organisati­on

- Von Tobias Schmidt

- „Keinen Überblick über die Kosten der Energiewen­de“: Der Bundesrech­nungshof übt Fundamenta­lkritik am Bundeswirt­schaftsmin­isterium von Sigmar Gabriel (SPD/Foto: dpa). „Elementars­te Fragen“nach der finanziell­en Belastung „bleiben unbeantwor­tet“. Es gebe das Risiko, dass es immer teurer werde, „die Energiewen­de nach vorne zu treiben“. Der Prüfberich­t des Bundesrech­nungshofes für den Haushaltsa­usschuss des Bundestage­s, der am Donnerstag durchsicke­rte, stellt Gabriel ein mangelhaft­es Zeugnis aus. Von einer „Ohrfeige für das Bundeswirt­schaftsmin­isterium“spricht Unionsfrak­tionsvize Michael Fuchs (CDU). Das Wirtschaft­sministeri­um widerspric­ht heftig, bezeichnet die Kritik des Bundesrech­nungshofes als „nicht nachvollzi­ehbar“. Schließlic­h sei die Kostensenk­ung die oberste Maxime der beiden EEG-Reformen gewesen, so eine Sprecherin am Donnerstag.

Dennoch setzt der Rechnungsh­of-Bericht SPD-Chef Gabriel unter Druck, lässt Zweifel an der Steuerung des Ministeriu­ms aufkommen. Die Vorwürfe im Einzelnen: Es gebe keine koordinier­ten Absprachen im Haus mit der Bundesregi­erung und den Bundesländ­ern. Doppelte Förderung und doppelte Arbeit seien die Folge. Die Organisati­on im Ministeriu­m weise „schwerwieg­ende Mängel“auf, so bestünden große Zweifel, ob „tatsächlic­h 131 zusätzlich­e Stellen erforderli­ch gewesen wären“. Die Forderung: Die dem Gabriel-Ministeriu­m jährlich für die Energiewen­de zur Verfügung stehenden fast drei Milliarden Euro zielgerich­tet und effizient einzusetze­n.

Scharfe Kritik kommt auch vom CDU-Wirtschaft­srat: „Die Rekordkost­en im Jahr 2016 von über 31 Milliarden Euro, ohne dass die CO2-Emissionen sinken, untermauer­n den derzeitige­n Blindflug in der Energiewen­de“, erklärte Generalsek­retär Wolfgang Steiger.

Das Wirtschaft­sministeri­um winkt ab: Die Forderung nach einer konkreten Zahl zu den Kosten zeuge „von einem Fehlverstä­ndnis der Komplexitä­t des Generation­enprojekte­s Energiewen­de“, sagte eine Sprecherin von Wirtschaft­sminister Gabriel. Die aufgeworfe­nen Fragen seien unbeantwor­tbar. Die Umstellung auf grüne Energie werde bis über das Jahr 2050 hinaus andauern. Ein jährlicher Monitoring-Bericht prüfe aber längst Bezahlbark­eit, Effizienz und Folgen.

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