Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Auch Fiat Chrysler unter Verdacht des Abgas-Betrugs
US-Umweltbehörden attackieren zweiten großen Autobauer – Im Fall VW Strafanzeigen gegen mehrere Manager
(dpa) - Nach Volkswagen ist in den USA ein zweiter großer Autobauer wegen möglichen AbgasBetrugs ins Visier der Behörden geraten. Der italienisch-amerikanische Branchenriese Fiat Chrysler stehe im Verdacht, bei 100 000 Dieselwagen die Emissionswerte von Stickoxiden gefälscht zu haben, teilte das USUmweltamt Epa in Washington mit. Es geht um Software zur Abgaskontrolle, die Fiat Chrysler gegenüber den Regulierern nicht offengelegt habe.
Ob es sich bei den beanstandeten Programmen – wie bei VW – um illegale Abschalteinrichtungen („defeat devices“) handelt, müsse allerdings erst noch ermittelt werden. Betroffen seien 104 000 SUV und Pick-upTrucks der Typen Jeep Grand Cherokee und Dodge Ram 1500 der Modell- jahre 2014 bis 2016 mit 3,0-Liter-Dieselmotoren. Der Hersteller müsse nun belegen, dass er keine verbotene Software einsetze. Fiat Chrysler geht indes davon aus, sich mit der Abgastechnik im legalen Rahmen zu bewe- gen. Der Konzern kündigte an, mit den Behörden kooperieren zu wollen. Man sei enttäuscht über das Vorgehen der Epa. Die Aktien von Fiat Chrysler sind am Donnerstag in New York um 15 Prozent abgesackt. Damit fielen sie auf den tiefsten Stand seit Anfang Januar.
Im Fall VW ziehen die US-Behörden mit Milliardenbußen und Strafanzeigen gegen mehrere Manager den Autobauer zur Rechenschaft. Neben den Zahlungen über 4,3 Milliarden Dollar (4,1 Milliarden Euro) wurden Anzeigen gegen sechs hohe VW-Mitarbeiter bekannt gegeben. „Wir werden Volkswagens Versuche, Verbraucher in die Irre zu führen und die Regierung zu betrügen, weiter untersuchen“, kündigte Ministerin Loretta Lynch an. Konzernchef Matthias Müller erklärte: „Volkswagen bedauert die Handlungen, die zur Dieselkrise geführt haben, zu- tiefst und aufrichtig. Wir werden weiter mit Nachdruck den Wandel im Denken und Handeln vorantreiben.“Der Vergleich mit dem Justizministerium muss noch vom zuständigen Gericht abgesegnet werden. Die Einigung sieht auch vor, dass VW seine Kontrollsysteme verstärken muss sowie für drei Jahre auf Bewährung gesetzt und von einem externen Aufseher überprüft wird. Der Vizechef des FBI, Andrew McCabe, sagte: „VW betrog die amerikanische Regierung und das amerikanische Volk. Und sie taten das jahrelang.“
Das Justizministerium will die Ermittlungen gegen sechs amtierende und ehemalige Führungskräfte von VW forcieren, gegen die Strafanzeige gestellt wurde. Einer der Männer, die eher dem mittleren Management zugerechnet werden können, war am Samstag von der Bundespolizei FBI in Miami gefasst worden.