Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Henne versucht die Wogen zu glätten
Bei der Bürgerversammlung in Mörsingen ging es um das Thema Windkraft
- Spannung und Nervosität lag in der Luft, als Bürgermeister Matthias Henne die Bürgerversammlung im Mörsinger Dorfgemeinschaftshaus eröffnete. Inhalt des Abends war die geplante Windkraftanlage im Tautschbuch. 62 Bürger nahmen an der Versammlung teil, darunter waren auch elf Gemeinderäte.
Im September des vergangenen Jahres hat der Zwiefalter Gemeinderat eine Grundsatzentscheidung zur Verpachtung von gemeindeeigenen Grundstücken auf der Gemarkung Mörsingen zur Errichtung einer Windkraftanlage getroffen. 65 der 92 Mörsinger Bürger hatten im November ihre ablehnende Haltung zu diesem Beschluss in einem Bürgerbrief bekräftigt. Der Brief ging an Bürgermeister Henne, die Verwaltung und die Gemeinderäte. „Durch diese Entscheidung sei das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger massiv gestört worden“, stand in dem Schreiben. Gefordert wurde „absolute Transparenz im weiteren Verlauf der Projektierungen und den zu erwartenden Ergebnissen“. Weiter forderten die Bürger, Gutachten sollten durch unabhängige Gutachter gegen geprüft werden, vertragliche Festlegungen und Richtwerte sollten kontrolliert werden.
Bürgermeister Henne gab Antworten auf die Fragen und Forderungen. Grundlagen dafür waren die Beratungen im „Forum Energiedialog“, die in einem Infobrief dargestellt wurden. Kritiker und Befürworter konnten sich dabei auf einvernehmliche Regelungen einigen. In etlichen Sitzungen wurden durch Vertreter der Gemeinde Zwiefalten, der Stadt Riedlingen und Vertretern aus dem Energiebereich Informationen und rechtliche Grundlagen aufgearbeitet.
Die Schwierigkeit der Gemeinde liegt darin, rechtliche Belange mit den Bedürfnissen der Bevölkerung in erträgliche Bahnen zu lenken. Die Gemeinde wird sich an gesetzliche Regelungen halten. Im Genehmigungsverfahren werden die angegebenen Punkte genau abgeprüft und bei Bedarf Auflagen ausgesprochen. Diese müssen während der gesamten Laufzeit kontrolliert werden. Die Gemeinde wird ihren Pflichtaufgaben in jedem Teilort nachkommen und die Infrastruktur erhalten. Sobald nennenswerte Ergebnisse und Entwicklungen vorliegen werden die Bürger informiert.
Bürgermeister Henne betonte dabei immer wieder, dass die Entscheidung in einem öffentlichen und demokratischen Prozess getroffen wurde. „Ich stehe heute hier nicht als ihre Gegner“, sagte er den Teilnehmern der Bürgerversammlung. Er ging auf die Entscheidung des Gemeinderats, ein Windrad im Tautschbuch zu ermöglichen, ein und erläuterte die rechtliche Situation beim Flächen- nutzungsplan, den Abwägungsprozess und die eventuellen Kosten. Er erinnerte an den gegenseitigen Respekt, dass in der Phase der Entscheidungsfindung jeder gewählte Vertreter der Gemeinde seinen eigenen Weg dazu gefunden hat. Henne sicherte dem Teilort Mörsingen in allen Belangen die Unterstützung der Verwaltung und des Gemeinderats zu. Er appellierte daran, dass „wieder Ruhe und Frieden einkehre“in der Dorfgemeinschaft Mörsingen.
49 Fragen und Diskussionsbeiträge wurden vorgebracht. Mit zunehmender Dauer entspannte sich die Situation deutlich. Dazu trugen auch die Informationen, die Ergebnisse, Zusagen und der Wille zur gemeinsa-
Bürgermeister Matthias Henne
men Zusammenarbeit bei. Viele Halbwahrheiten konnten geklärt werden und Missverständnisse wurden ausgeräumt. Vielfach konnten objektiv glaubwürdige Ansätze erkannt und Verursacher von Missständen benannt werden. Auch Doppelgleisigkeiten wurden aufgedeckt und festgestellt, dass sie aus verschiedenen Gründen noch eine Zeitlang bestehen bleiben müssen.
Nach zweieinhalb Stunden fasste Bürgermeister Henne zusammen: Nach den Verhandlungen wird über einen Vertrag im Sinne der Gemeinde abgestimmt werden. Die sich ergebenden Gutachten werden geprüft und sobald Ergebnisse vorliegen, bei Informationsveranstaltungen vorgestellt. „Wir bleiben im Austausch“, sagte Henne den Besuchern zu. Heimat, Landschaft, Natur und Gesundheit der Bürger müssten geschützt werden, so Henne.
„Ich stehe heute hier nicht als ihre Gegner“