Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Mit dieser Mannschaft ist alles möglich“
Balingens Ex-Weltmeister Pascal Hens über seine Verletzung, seine Zukunft und das Nationalteam vor der WM
Ömer Toprak
(Foto: falx) im Wintertrainingslager des FußballBundesligisten Bayer Leverkusen in Orlando seinen Abschied zum Saisonende an. „Ich möchte wirklich einen guten, erfolgreichen Abschluss haben“, sagte der 27 Jahre alte Abwehrchef gestern nach dem 1:0 (0:0) im Testspiel gegen den brasilianischen Erstligisten Atlético Mineiro. Der türkische Nationalspieler wird seit Längerem mit Ligakonkurrent Borussia Dortmund in Verbindung gebracht. Dank einer Ausstiegsklausel könnte er den Werksclub im Sommer verlassen. Er würde den BVB rund zwölf Millionen Euro Ablöse kosten. Topraks Vertrag ist bis 2018 datiert. „Ich war sehr, sehr lange hier und meine Konzentration lag wirklich nur auf dem Trainingslager, dass wir eine sehr gute Rückrunde spielen, dass wir unseren Fußball spielen, dass wir gemeinsam Spaß haben und Erfolg haben“, sagte der Innenverteidiger. (dpa)
Tommy Haas
(Foto: Imago) bleibt vom Pech verfolgt. Nun scheint das Comeback des Tennisprofis bei den Australian Open gefährdet. Vor dem am Montag beginnenden ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres ist der 38-Jährige an Grippe erkrankt. Haas liege im Bett und habe seine zweite Partie beim Einladungsturnier in Melbourne absagen müssen, teilte das Management mit. Eigentlich sollte der Routinier gegen den Japaner Yoshihito Nishioka antreten. Der Verzicht sei auch eine Vorsichtsmaßnahme gewesen. Nachdem er das gesamte vergangene Jahr wegen einer Fußverletzung und seiner lädierten Schulter nicht spielen konnte, hat Haas vor, in Melbourne auf die Tour zurückzukehren. (dpa)
- Seit Sommer spielt Pascal Hens (36), Handball-Weltmeister von 2007, für Bundesligist HBW Balingen-Weilstetten. Wegen eines Muskelbündelrisses im Bauch hat er in der Hinrunde nur vier Spiele bestritten, ab Februar will er wieder angreifen, danach dürfte es ihn zurück in die Hamburger Heimat ziehen, zu seiner Frau und seinen zwei Kindern. Hens, in Personalunion Sky-Experte, schwärmt im Gespräch mit Jürgen Schattmann von der familiären Atmosphäre in Balingen – und traut den deutschen Handballern bei der WM in Frankreich eine Medaille zu.
Pascal, wie geht es Ihnen, wann spielen Sie wieder?
Ich hoffe bald. Nach meinem Muskelbündelriss fange ich gerade behutsam wieder an, mit dem Ball zu arbeiten, ich will nichts überstürzen wie beim ersten Riss, dem damals ein paar Wochen später der zweite folgte. Im Alltag spüre ich nichts, im Fitnessbereich konnte ich alles machen, nur eben nicht werfen, und das ist das Problem. Mein Spiel lebt ja von meinem Sprungwurf, von der Spannung im Oberkörper, diesem schnellen Bewegungsablauf, von meiner Länge. Aber mit dem Riss geht das nicht. Mein Ziel ist es, am 8. Februar bei 100 Prozent zu sein und dann bis zum Ende zu helfen, dass wir den Klassenerhalt schaffen.
Und dann?
Das mache ich auch von meinem Körper abhängig. Natürlich vermisse ich meine Familie in Hamburg, der Große wurde gerade eingeschult. Bei Sky arbeite ich als Co-Kommentator, das soll ausgeweitet werden durch die Rechte für die Handball-Bundesliga. Das ist ein Bereich, in dem ich mir meine Zukunft vorstellen könnte. Was den Sport betrifft: Es sollte wieder grob in Richtung Hamburg gehen, aber es gibt keine festen Pläne.
Und der HSV? Hamburg hat ja gerade mit 8555 Fans einen neuen Zuschauerrekord in der 3. Liga aufgestellt und ist Dritter dort, steigen Sie in der 2. Liga wieder ein?
Das ist ein heikles Thema. Ehrlich gesagt bin ich auf einige Menschen beim HSV nicht gut zu sprechen. Ich war 13 Jahre dort und wollte mithelfen, mit einem jungen, neuen Team wieder hochzukommen, wollte Teil des Neuanfangs sein. Ich bin kein Geschäftsmann, aber ich wollte meine Erfahrung einbringen, bei Sponsorengesprächen helfen, aber die Macher um Martin Schwalb wollten mich nicht mehr. Das hat mir sehr wehgetan nach 13 Jahren und mich menschlich enttäuscht. Tja, keine Ahnung, ob das nochmal zustande kommt. Man soll ja angeblich nie nie sagen.
Schade, dass Sie verletzt sind, vielleicht hätte Bundestrainer Dagur Sigurdsson auch Sie noch angerufen und nominiert, nicht nur Holger Glandorf, mit dem Sie 2007 Weltmeister wurden. Rückraumspieler sind ja gefragt. Wird Glandorf in der K.-o.-Runde spielen?
Zuerst mal ist es wichtig, dass die Mannschaft voll dahintersteht, wenn einer von außen hinzustößt. Holger beweist in Flensburg seit Jahren, wie wichtig er ist, er ist noch immer Weltklasse, und es ist ein toller Zug von ihm, dass er sich bereit erklärt hat, zu helfen. Er kann die Tore machen, und ich bin sicher, dass ihn Dagur noch bringt, zumal Kai Häfner sonst der einzige Linkshänder im rechten Rückraum wäre und alle Verantwortung tragen würde. Ein frischer Spieler wie er mit Erfahrung, der Spiele entscheiden kann, das kann ein Pluspunkt werden in der K.-o.-Runde.
Der größte Pluspunkt ist wohl der Trainer, Dagur Sigurdsson. Geben Sie Stefan Kretzschmar (spielte früher neben Hens im Nationalteam Linksaußen, d. Red.) recht, der gesagt hat, der DHB habe sich zu wenig um sein Bleiben bemüht?
Da gebe ich ihm völlig recht. Das hätte Priorität gehabt, denn Dagur ist ein überragender Trainer. Was er aus der Mannschaft gemacht hat, ist Weltklasse. Ich glaube nicht, dass das auch ein anderer hinbekommen hätte. Wenn Dagur tatsächlich mehr Zeit für seine Familie auf Island haben wollte, hätte der DHB mit ihm darüber reden und ihm entgegenkommen können, vielleicht auch mehr Geld in die Hand nehmen müssen. Das wäre möglich gewesen. Vielleicht ist beim DHB das Geld gerade etwas knapp.
Der Eindruck, den der DHB in der Nachfolgefrage macht, ist einiger- maßen miserabel. Man hat das Gefühl, er spielt die Kandidaten Markus Baur (Stuttgart) und Christian Prokop (Leipzig) und die Clubs gegeneinander aus.
Dass man die Überlegungen öffentlich gemacht hat, ist unglücklich und unnötig. Man setzt Markus Baur und Christian Prokop unter Druck und auch ihre Clubs und deren Spieler, alle müssen ständig Stellung beziehen, das stört und hätte anders gelöst werden müssen.
Die „Bild“meldet, der Verband habe sich bereits mit Prokop geeinigt, der DHB dementiert. Wäre Markus Baur denn nicht die bessere Wahl? Sagen Sie jetzt nichts Falsches, er hat Ihnen einige Tore aufgelegt und umgekehrt.
Er hat mir definitiv mehr aufgelegt als ich ihm (lacht). Markus war als Spieler schon der Chef als Mittelmann, er hat das Spiel gelenkt, er wusste, wann was wie und warum zu spielen ist. Er hat jetzt einige Jahre Trainererfahrung gesammelt, natürlich wäre er mit seiner Spielintelligenz als Bundestrainer geeignet. Er hat das Spiel verstanden, ich kann mir das gut vorstellen. Zu Prokop kann ich wenig sagen, dazu kenne ich ihn zu wenig. Er hat nicht so viel Erfahrung, andererseits leistet er bei Leipzig hervorragende Arbeit. Sicher ein aufstrebender Trainer, dem die Zukunft gehört.
Was trauen Sie den Deutschen zu?
Vieles. Handball war jahrelang auf dem Abstellgleis, jetzt hat Dagur etliche junge Spieler integriert und trotz vieler Verletzter bei der EM eine Mannschaft geformt, die im Finale gegen Spanien mit einer überragenden Abwehr gewonnen hat und ein neues Feuer entfacht hat in Deutschland. Bei Olympia hat das Team das bestätigt. Es ist jetzt nicht mehr der Underdog, in Frankreich wird der Druck größer sein, aber in den Tests hat die Mannschaft hervorragend ausgesehen. Am Ende entscheiden oft Kleinigkeiten, die letzten Sekunden, wie bei Olympia zu sehen, als wir gegen Frankreich hauchdünn scheiterten. Aber mit dieser Mannschaft ist alles möglich.
Etwas, dass Sie vermissen werden, wenn Sie nicht mehr in Balingen sind?
Es gibt ein schönes Café hier, in dem wir mit den Jungs oft sind, es heißt Liebelei. Und ich mag das schwäbische Essen, den Kartoffelsalat vor allem. Und der Verein und das Umfeld beeindrucken mich täglich. Hier ist alles sehr klein und familiär. Wir haben Super-Fans, der Club macht mit seinen Möglichkeiten und kleinem Geld alles, um in der Liga zu bleiben. Und hat seit Jahren Erfolg damit.