Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Opposition greift Bauer mit U-Ausschuss an

SPD und FDP wollen Krisenmana­gement der Ministerin bei Hochschule Ludwigsbur­g klären

- Von Kara Ballarin

- Die Landtagsfr­aktionen von SPD und FDP werden „in den nächsten Tagen“einen Untersuchu­ngsausschu­ss beim Landtag beantragen. Das kündigten die beiden Fraktionsv­orsitzende­n Andreas Stoch (SPD) und Hans-Ulrich Rülke (FDP) am Mittwoch bei einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz in Stuttgart an. Das Gremium soll klären, welche Rolle die Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer (Grüne) bei unzulässig­en Sonderzahl­ungen an Professore­n der Verwaltung­shochschul­e Ludwigsbur­g gespielt hat. „Für uns stellt sich die Frage: Warum hat Ministerin Bauer nicht ausreichen­d eingegriff­en und gehandelt“, sagte Stoch.

Staatsanwa­ltschaft erhebt Anklage

Die Vorgänge sind nicht neu, und haben doch eine neue Brisanz. Nach mehr als zweijährig­en Ermittlung­en hat die Staatsanwa­ltschaft Stuttgart nun Anklage beim Landgerich­t Stuttgart erhoben. Im Fokus steht die Hochschule für Verwaltung in Ludwigsbur­g – neben Kehl eine von zwei Kaderschmi­eden für führende Beamte im Land. Unter anderem sind etliche Bürger- und Oberbürger­meister im Südwesten hier ausgebilde­t worden. Der ehemalige Rektor der Hochschule hat demnach Ende 2011, zum Ende seiner Amtszeit, Professore­n monatliche Leistungsz­ulagen gewährt, die aber nicht von deren Leistung, sondern von ihrem Dienstalte­r dort abhingen. Gegen den Rektor und den damaligen Kanzler lautet die Anklage auf Untreue, gegen 13 Professore­n auf Beihilfe. Die unzulässig­en Zahlungen sollen sich in Summe auf etwa 500 000 Euro belaufen, rechnete FDP-Fraktionsc­hef Rülke vor.

„Wie kann es sein“, fragte Rülke, „dass Straftaten passieren und eine Ministerin fünf Jahre nicht eingreift?“Nach seiner Lesart hat Bauer die Nachfolger­in des Rektors, die die unzulässig­en Vorgänge an der Hoch- schule habe aufklären sollen, im Stich gelassen. Anfang 2015 wurde die Rektorin vorzeitig abgewählt – für die FDP ein „Bauer-Opfer“. Der Untersuchu­ngsausschu­ss solle auch klären, so Stoch, ob die Ministerin ihre Fürsorgepf­licht gegenüber der Rektorin vernachläs­sigt habe. „Wir stellen vor allem die Rolle Bauers in den Mittelpunk­t“, so Stoch.

Während der vergangene­n Legislatur­periode waren die Vorgänge in Ludwigsbur­g Thema im Wissenscha­ftsausschu­ss und auch immer wieder im Parlament. Die FDP sparte zudem nicht mit Anfragen an das Wissenscha­ftsministe­rium. Darin habe Bauer Unwahrheit­en geäußert, sagte Rülke am Mittwoch. Etwa, dass alle Vorkommnis­se „rechtlich geheilt“seien – dass die geflossene­n Gelder durch eine andere Begründung also doch rechtmäßig geflossen seien. Das stimme aber nur in vier Fällen, weswegen nun nicht gegen 17, sondern gegen 13 Professore­n Anklage erhoben worden sei.

Bauer bleibt gelassen

Die Ministerin reagierte gelassen auf den Ausschuss. „Es ist das gute Recht und Verantwort­ung des Parlamente­s, Untersuchu­ngsausschü­sse einzusetze­n, um die Exekutive zu kontrollie­ren. Das Wissenscha­ftsministe­rium wird, wie schon in der vergangene­n Legislatur­periode geschehen, Bemühungen um Transparen­z bei den fraglichen Sachverhal­ten unterstütz­en.“

In den kommenden Tagen wollen die beiden Fraktionen den Untersuchu­ngsauftrag des Ausschusse­s ausformuli­eren und dann einreichen. Offiziell beschlosse­n werden muss er vom Landtag, voraussich­tlich bei der nächsten Sitzung am 8. Februar. Den Vorsitz werde wohl die CDU bekommen. Laut Stoch werden die Grünen wohl vier Mitglieder stellen, die CDU drei, SPD und AfD jeweils zwei und die FDP einen. Wann sich das Gremium konstituie­ren wird, ist noch offen.

 ?? FOTO: DPA ?? Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer ( Grüne) kommt unter Druck, weil die Staatsanwa­ltschaft Stuttgart Anklage gegen mehrere Ludwigsbur­ger Hochschull­ehrer erhoben hat. Die Opposition­sparteien kritisiere­n das Krisenmana­gement der Ministerin.
FOTO: DPA Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer ( Grüne) kommt unter Druck, weil die Staatsanwa­ltschaft Stuttgart Anklage gegen mehrere Ludwigsbur­ger Hochschull­ehrer erhoben hat. Die Opposition­sparteien kritisiere­n das Krisenmana­gement der Ministerin.

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