Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Zur Person Gewinner
Es sind altbekannte Gesichter, die die Grünen in den Bundestagswahlkampf führen. Katrin GöringEckardt, grüne Fraktionschefin im Bundestag, kommt aus der Bürgerrechtsbewegung der DDR.
Die 50- jährige Thüringerin, die mit einem Pfarrer verheiratet war, ist fest in der evangelischen Kirche verankert, seit 2009 ist sie Präses der Synode der EKD. Dem deutschen Bundestag gehört sie seit 1998 an. Göring- Eckardt hat zwei Söhne und vier Enkel. Schon bei der letzten Urwahl der Grünen setzte sie sich völlig unerwartet klar gegen die damalige Parteichefin Claudia Roth durch. Göring- Eckardt nennt als ihr Werkzeug, aus Krisen eine Chance zu machen, Werte, Halt und Vertrauen. Mit ihrer vermittelnden Art gelang es ihr beim jüngsten Grünen- Parteitag, einen Kompromisstext für eine Vermögenssteuer durchzusetzen.
Cem Özdemir, seit neun Jahren grüner Parteichef, hat in den letzten Jahren enorm an Format gewonnen. Zum einen begeisterte er die Grünen mit einer klaren Standortbestimmung zum Islam. „Es kommt nicht darauf an, woher man kommt, sondern wohin man will“, ist sein Credo. Wer hier leben wolle, solle sich integrieren. Özdemir wurde als Kind türkischer Gastarbeiter in Deutschland geboren, er wuchs in Urach auf. Als „ anatolischer Schwabe“, wie er sich selbst einmal in seiner Biografie bezeichnete. Sein Vater arbeitete in der Fabrik, seine Mutter hatte ein Änderungsschneiderei. 1981 trat Özdemir den Grünen in Ludwigsburg bei. Der gelernte Erzieher Özdemir kam 1994 in den Bundestag, aus dem er nach einer privaten Nutzung von Bonusmeilen 2002 ausschied, von 2004 bis 2009 war er im Europaparlament, 2013 kehrte er nach Berlin zurück.
Seinen jüngsten großen Auftritt hatte er im letzten Jahr, als er zusammen mit Volker Kauder die Debatte um den Völkermord an den Armeniern anstieß. Ein gefragter Gesprächspartner ist Özdemir auch immer, wenn es um die Politik des türkischen Präsidenten Recep Erdogan geht. Als Parteichef lässt Özdemir in letzter Zeit ein bisschen Müdigkeit erkennen. Er will lieber im Bund mitregieren. Sabine Lennartz