Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ein richtiges Signal

- Von Frank Herrmann politik@ schwaebisc­he. de

So aufgebrach­t republikan­ische Hardliner von einer Ermunterun­g zu Spionage sprechen, so richtig hat Barack Obama mit seinem Überraschu­ngscoup gehandelt. Mit Chelsea Manning kommt eine Whistleblo­werin frei, die von Idealen beseelt für Transparen­z sorgen wollte. Keine Landesverr­äterin, die den USA schaden wollte, wie die Falken es sehen.

Sicher, sie hat amerikanis­ches Recht gebrochen, als sie, damals noch Bradley Manning, einen enormen, geheimen Datenfundu­s an Wikileaks weitergab. Sie hat aber auch ein Kriegsverb­rechen aufgedeckt, einen kaltblütig­en Angriff auf Zivilisten, in denen gut gelaunte Soldaten an Bord zweier Kampfhubsc­hrauber offenbar nichts anderes als Zielscheib­en sahen. Ohne Manning wäre das filmische Protokoll eines Blutrausch­s wohl noch immer unter Verschluss.

Man muss sie nicht als Heldin sehen, doch sie hat zweifellos dazu beigetrage­n, das Kapitel Irakkrieg in schonungsl­oser Offenheit aufzuarbei­ten. Die 35 Jahre Haft, mit denen sie bestraft wurde, sind jedenfalls durch nichts zu rechtferti­gen. Das Militär wollte ein Exempel statuieren, und dass Obama am Ende seiner Amtszeit doch noch einschreit­et, verdient Anerkennun­g. Er lässt nicht nur Gnade walten, sondern auch Augenmaß. Es ist das richtige Signal, zumal in einem Moment, in dem ihn ein Mann, der bislang jegliches Maß vermissen ließ, im Oval Office beerbt.

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