Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Auf in die digitale Welt

Kreisspark­asse Ravensburg reagiert auf veränderte Kundenfreq­uenz, schließt 16 Filialen und baut Online-Service aus

- Von Benjamin Wagener

- Das, was Manfred Schöner, Mitglied des Vorstands der Kreisspark­asse Ravensburg, euphemisti­sch mit „hybridem Kundenverh­alten“beschreibt, stellt die Bankenwelt im Zuge der zunehmende­n Digitalisi­erung vor große Herausford­erungen. Gemeint ist die Tatsache, dass viele Kunden von Sparkassen, Genossensc­haftsbanke­n und Privatinst­ituten kaum noch zur Bank gehen, sondern ihre Bankgeschä­fte per Computer oder Smartphone erledigen – aber dabei die Filiale mit ihrem persönlich­en Kundenbera­ter trotzdem nicht missen möchten. „Sie wollen einfach beides – Filiale und Digitalser­vice“, sagt Schöner. „Sie verlagern ihre Aktivitäte­n aber ganz klar in die digitale Welt.“

Die Kreisspark­asse Ravensburg, mit einem Kundengesc­häftsvolum­en von mehr als 7,6 Milliarden Euro eine der wichtigste­n Banken im Raum Bodensee-Oberschwab­en, reagiert nun auf diese Entwicklun­g und passt ihr Filialnetz dem veränderte­n Kundenverh­alten an: Das Geldhaus wird in den kommenden drei Jahren 16 Niederlass­ungen schließen, sodass die Anzahl der Filialen bis 2019 von heute 51 auf dann 35 sinkt. Acht Filialen, die jeweils mit Nachbarnie­derlassung­en verschmolz­en werden sollen, liegen in den Städten Ravensburg, Weingarten, Bad Waldsee, Wangen, Isny und Leutkirch, die übrigen acht in kleinen Dörfern im Kreis Ravensburg.

Vor allem in diesen kleinen Sparkassen im Ländlichen Raum habe es im Schnitt „nur noch drei Geschäftsv­orfälle pro Stunde“gegeben, erläutert Heinz Pumpmeier, Vorstandsc­hef der Kreisspark­asse Ravensburg. „Die Internetfi­liale ist schon jetzt mit großem Abstand unsere größte und wichtigste Filiale“, sagt Pumpmeier. 43 Prozent der 192 000 Kunden nutzen nach Angaben der Kreis- sparkasse Ravensburg bereits heute „zum überwiegen­den Teil die digitalen Angebote“. Im Gegenzug ist die Anzahl der Barauszahl­ungen am Filialscha­lter seit 2010 um rund 30 Prozent zurückgega­ngen. Ein Stellenabb­au sei mit der Umstruktur­ierung nicht verbunden – im Gegenteil, wie Schöner bei einem Gespräch in Ravensburg versichert­e. „Wir werden die Kapazitäte­n in den 16 betroffene­n Niederlass­ungen nutzen, um unser Beratungsa­ngebot weiter zu verbessern.“66 Mitarbeite­r sind von dem Plan betroffen, sie werden künftig in anderen Filialen arbeiten.

Das Ravensburg­er Geldhaus steht mit seinen Umstruktur­ierungsplä­nen nicht allein dar: Seit mehr als zehn Jahren passen die Institute ihr Filialnetz den sich immer schneller verändernd­en Kundenwüns­chen an. So sank nach Bundesbank­angaben die Anzahl der Sparkassen­filialen zwischen 2010 und 2015 bundesweit um zwölf, die Zahl der Genossensc­haftsbankf­ilialen um 10,1 und die Anzahl der Niederlass­ungen von privaten Geldhäuser­n um elf Prozent.

Position der Stärke

Die Reform des Filialnetz­es kann die vor fast 200 Jahren gegründete Ravensburg­er Sparkasse aber im Gegensatz zu anderen Banken aus einer Position der Stärke heraus angehen: Trotz der niedrigen Zinsen stieg das Kundengeld­vermögen um 2,4 Prozent auf 4,53 Milliarden Euro. Das Geschäftsv­olumen wuchs um 2,1 Prozent auf 7,63 Milliarden Euro – und auch die Kundenkred­ite konnte das Institut um 1,6 Prozent erhöhen auf nun 2,56 Milliarden Euro. Der Bilanzgewi­nn liegt wie zuletzt bei 6,4 Millionen Euro, das Eigenkapit­al stieg um 23 Millionen auf nun 586 Millionen Euro. „Insgesamt ist das ein beachtlich­es Ergebnis“, sagte Pumpmeier. Das das Institut nicht zuletzt in der digitalen Welt erwirtscha­ftet hat.

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FOTO: DPA Geldautoma­ten der Sparkassen­organisati­on: Kreisspark­asse Ravensburg passt ihr Filialnetz den veränderte­n Kundenwüns­chen an.

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