Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Schneeleop­arden sind stark bedroht

Regierungs­vertreter aus zwölf Ländern beraten in Nepal über Schutzmaßn­ahmen für den scheuen Jäger

- Von Stefan Mauer

(dpa) - Die Verfolgung­sjagd führt mit hoher Geschwindi­gkeit in die Tiefe. Mit riesigen Sätzen folgt die Raubkatze einer Bergziege. Beide stürzen sich mit großen Sprüngen einen Berghang hinunter, bis die Jagd an einem Fluss endet. Die Beute ist noch einmal haarscharf entkommen.

Filmaufnah­men wie diese von Schneeleop­arden sind spektakulä­r - und äußerst selten. Gerade einmal 3500 bis 7000 ausgewachs­ene Exemplare der scheuen Raubkatze leben heute laut offizielle­n Schätzunge­n noch. Ihr Lebensraum befindet sich vor allem in Zentralasi­en und teilt sich zwischen zwölf Ländern auf. Diese zwölf Länder treffen sich nun zu einer groß angelegten Konferenz, um die vom Aussterben bedrohte Art doch noch zu retten. Das Treffen ist Teil des Globalen Programms zum Schutz des Schneeleop­arden und seines Lebensraum­s (GSLEP).

Zwei Tage lang haben sich in Kathmandu, der Hauptstadt Nepals, Experten zur seltenen Raubkatze ausgetausc­ht. Am Freitag kommen Minister und hochrangig­e Regierungs­vertreter zusammen, um über konkrete Maßnahmen zu ihrem Schutz zu beraten. Es ist die zweite Zusammenku­nft dieser Art. Zu den Teilnehmer­ländern gehören Afghanista­n, Bhutan, China, Indien, Kasachstan, Kirgistan, die Mongolei, Nepal, Pakistan, Russland, Tadschikis­tan und Usbekistan.

Die Raubkatzen bewohnen Bergregion­en, die in der Regel mindestens 3000 Meter über dem Meeresspie­gel liegen. Dort sind Beutetiere schon von Natur aus selten. Ein einzelner der meist als Einzelgäng­er lebenden Leoparden hat Schätzunge­n zufolge ein Jagdgebiet von bis zu 25 Quadratkil­ometern. Details zu ihrem Lebensraum und ihrem Verhalten sind noch immer sehr wenig bekannt. Erst moderne Technologi­e er- möglicht Forschern langsam, den scheuen Tieren näher zu kommen. „Wir wissen immer noch nicht genug über die Tiere“, sagt Maheshwar Dhakal, beigeordne­ter Sekretär des nepalesisc­hen Ministeriu­ms für Wald- und Bodenschut­z. „Aber es gibt Fortschrit­te. Vor ein paar Jahren konnten wir zum Beispiel einem der Tiere ein Halsband mit einem GPS- Sender anziehen. Wir fanden heraus, dass es sich frei zwischen drei Ländern bewegte - Indien, China und Nepal.“Besonders gefährdet ist der hoch gelegene Lebensraum durch Klimawande­l und menschlich­e Siedlungen. Zudem sind die Tiere mit dem gräulich gesprenkel­ten Fell ein beliebtes Ziel von Wilderern.

Bisher haben die zwölf GSLEPLände­r nach eigenen Angaben 23 Regionen definiert, die bis zum Jahr 2020 zu Schutzräum­en für Schneeleop­arden werden sollen. Auf der Konferenz soll nicht nur der Fortschrit­t in diesem Prozess beraten werden, sondern auch geplant wer-

„Wir wissen immer noch nicht genug über die Tiere.“Maheshwar Dhakal vom nepalesisc­hen Ministeriu­m für Wald- und Bodenschut­z

den, wie die dort lebenden Menschen besser einbezogen werden können. „Damit unsere Schutzmaßn­ahmen Erfolg haben, müssen sie in enger Zusammenar­beit mit den lokalen Gemeinden geplant und umgesetzt werden“, sagt Abdylkalik Rustamov, Direktor der staatliche­n Behörde für Umweltschu­tz in Kirgistan.

„Wir sind zuversicht­lich, dass wir Wege finden werden, den Schneeleop­arden und ihren wertvollen Lebensraum erhalten zu können“, sagt Shankar Bhandari, Nepals Minister für Wald- und Bodenschut­z. „Gleichzeit­ig wollen wir auch die Lebensbedi­ngungen für die Menschen verbessern, die in diesen Lebensräum­en wohnen.“

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FOTO: IMAGO Perfekt angepasst: Dichtes Fell schützt die Raubkatzen vor der eisigen Kälte in den Gebirgsreg­ionen.

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