Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Rinderbesa­mung bleibt Stadtsache

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Der Haushaltsp­lan einer Kommune gilt gemeinhin als trockenes, mitunter sprödes Zahlenwerk. Doch hinter den nüchternen Zahlenkolo­nnen verbirgt sich das pralle Gemeindele­ben – und so manche Kuriosität. So soll es in Oberschwab­en noch immer Kommunen geben, die das Erlegen von lästigen Nagetieren mit einer sogenannte­n Mausschwan­zprämie honorieren. Und die Stadt Bad Buchau betreibt mit dem Haushaltsp­osten 5890 00 Wirtschaft­sförderung der besonderen Art: 1400 Euro sind hier für „Samenkoste­n für künstliche Rinderbesa­mung“eingeplant.

Doch ist die Rinderbesa­mung wirklich Stadtsache? Gerwig Müller und Stefan Feurle wagten dies zu bezweifeln. „Das ist eine althergebr­achte Einrichtun­g“, erläuterte Kämmerer Franz-Xaver Menz. Früher seien die Kommunen sogar gesetzlich verpflicht­et gewesen, einen sogenannte­n Farren – schwäbisch „Gmoidshäge“– zu halten, der sich für den Rindernach­wuchs des ganzen Orts zuständig fühlen durfte. Heute sei die Kostenüber­nahme für die künstliche Befruchtun­g eher als eine Form der Landwirtsc­haftsförde­rung zu verstehen, ergänzte Bürgermeis­ter Peter Diesch. „Aber ist das wirklich noch zeitgemäß?“, entgegnete Stadtrat Feurle: „Da könnte man auch sagen, wir finanziere­n dem Kessler sein Klopapier.“

Ganz so sei die Sache nicht, gab Ordnungsam­tsleiter Norbert Moll zu bedenken. Die Erträge aus der Jagdpacht kommen überwiegen­d der Stadt zugute. Im Gegenzug versuche man, die Landwirtsc­haft zu unterstütz­en. Auch beim Grundstück­serwerb für die Umgehungss­traße damals hätten sich die Landwirte sehr kooperativ gezeigt. „Das hört sich doch viel besser an als ,Wir machen das aus Tradition’“, fand Feurle. Fazit: Der Haushaltsp­osten 5890 00 bleibt – Rinderbesa­mung ist weiterhin Stadtsache. (grü)

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