Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Dann lieber reich und schön
Man kann ja von der Marketingkampagne der Stadt Biberach (SZ berichtete), mit der sie in Berlin lebende Schwaben zur Rückkehr in die Heimat bewegen will, halten, was man will; ein Ziel hat sie erreicht: Das Städtle an der Riß ist bundesweit medial in einer Weise präsent wie lange nicht mehr. ZDF, „Süddeutsche Zeitung“und „Frankfurter Allgemeine“wollen auch noch vorbeischauen.
Am Mittwoch war Biberach Thema bei „Checkpoint“, dem OnlineMorgenmagazin des Berliner „Tagesspiegels“. Es bezieht sich auf eine Äußerung der Biberacher Pressesprecherin Andrea Appel in der „Stuttgarter Zeitung“: Wenn Berlin arm und sexy sei, dann könne man das schuldenfreie „Biberle“analog als reich und unsexy bezeichnen. Für die Kollegen vom „Tagesspiegel“ist die Sache deshalb klar: „Dann schon lieber gehasst an der Spree, als gelangweilt an der Riß, nicht wahr, liebe Schwaben?“
Wir haben uns darüber mal mit der Berlin-gestählten Bundestagskorrespondentin unserer Zeitung unterhalten und ihr Urteil fällt ziemlich eindeutig aus: „Berlin ist so ziemlich alles, außer sexy – zumindest wenn man nicht mehr achtzehneinhalb ist und bis morgens durch die Szene zieht. Dann lieber reich und schön, nicht wahr?“
Dem können wir hier in der Biberacher Lokalredaktion nur zustimmen. Und gelangweilt an der Riß? Das tun wir ab mit einem Schulterzucken. Wir laden die Kollegen vom „Tagesspiegel“gerne mal ein, zehn Tage lang in den Biberacher Schützenfesttrubel einzutauchen. Vielleicht sind sie danach über ein paar „langweilige“Tage sogar froh. Und während man demnächst auf der Berlinale den Stars auf dem roten Teppich nur aus der Ferne zuwinken kann, gibt es sie bei den Biberacher Filmfestspielen jedes Jahr zum Anfassen. Den schöneren Filmpreis haben wir ohnehin. Aber das nur so am Rande.