Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Millionentruppe ist nur fünf Punkte besser
Ratiopharm Ulm verliert im Basketball-Eurocup gegen Topfavorit Khimki Moskau mit 90:95 (49:48)
- Am dritten Spieltag der Zwischenrunde im Basketball-Eurocup hat Ratiopharm Ulm die dritte Niederlage kassiert. Gegen das europäische Topteam Khimki Moskau zeigte Ulm zwar über weite Strecken eine starke Leistung, musste sich der Millionentruppe letztlich aber doch mit 90:95 (49:48) geschlagen geben.
Die Frage vor der Partie war: Wie würde sich Moskaus Superstar Alexey Shved präsentieren? In München eine Woche zuvor hatte der bestbezahlte Basketballer in Europa nach einer starken ersten Halbzeit nicht mehr viel aufs Parkett gebracht. Khimki verlor überraschend und vor allem sehr deutlich mit 74:90 gegen Ulms Ligakonkurrenten FC Bayern Basketball. Weil die Ulmer außer gegen München auch beim litauischen Vertreter Panevezys verloren hatten, brauchten die Hausherren am Mittwoch einen Sieg gegen die Russen, um den Traum vom Einzug ins Viertelfinale am Leben zu erhalten.
Klar war jedoch auch: Die Mannschaft von Trainer Thorsten Leibenath brauchte gegen Moskau – Saisonetat von 20 Millionen Euro und gespickt mit fünf ehemaligen Spielern aus der nordamerikanischen Profiliga NBA – einen Toptag. Danach sah es im ersten Viertel nicht aus. Vor allem die Distanzwürfe (1/6) fielen nicht, Shved dagegen warf zwölf Punkte in den ersten zehn Minuten. Dazu waren die Moskauer unter der Körben klar dominierend, sie holten 15 Rebounds, Ulm nur fünf. Die Folge war ein 15:27-Rückstand.
Doch im zweiten Drittel überdrehte Superstar Shved ein wenig, Ulm traf plötzlich. Sieben von acht Dreiern gingen rein, Da’Sean Butler machte 14 Ulmer Punkte in Folge und verkürzte den Rückstand fast alleine von 17:30 auf 31:33 – seine Serie wurde nur von einem Treffer des ExBundesligaspielers Earl Rowland unterbrochen. Zwei Dreier von Brayden Hobbs und einer von Karsten Tadda sorgten dann sogar dafür, dass Ulm mit einer 49:48-Führung in die Pause ging. 34 Punkte hatte der Tabellenführer der Bundesliga dem Eurocup-Topfavoriten im zweiten Viertel eingeschenkt – ein ganz starker Wert. Auch das Rebound-Duell hielten die Schwaben nun ausgeglichen.
Im dritten Viertel leistete sich Ulm allerdings mehr Ballverluste als in der gesamten ersten Halbzeit – das nutzte Moskau eiskalt aus. Nobel Boungou-Colo, Marko Todorovic und Vyacheslav Zaitsev brachten die Russen mit 59:54 in Führung, Thorsten Leibenath reagierte mit einer Auszeit. Es lief nicht mehr so gut bei seiner Mannschaft, die Würfe fanden nicht mehr das Ziel, dazu kassierte Raymar Morgan früh sein viertes Foul. Doch auch Moskau ließ wieder nach und verlor oft den Ball. Angeführt vom starken Taylor Braun – unter anderem ein verwandelter Dreier plus Foul – kam Ulm nach einem 58:67-Rückstand auf 64:67 heran. Vor den letzten zehn Minuten war noch alles drin für die Hausherren. Aber auch Shved traf einen Distanzwurf trotz Fouls, acht Minuten vor dem Ende stand es 74:66 für die Gäste.
Ulm kämpfte, wollte vor den 5000 Zuschauern in der Halle die Chance aufs Viertelfinale wahren – und kam wieder zurück. Butler und Morgan machten aus dem 66:74 ein 76:74. Nach Butlers Dreier zum 81:76 tobten die Zuschauer. Auch Moskaus Trainer Dusko Ivanovic tobte – er war überhaupt nicht zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft. Shved traf dann allerdings einen ganz wichtigen Distanzwurf, die Russen blieben dran und glichen wenig später zum 83:83 aus. Vier Punkte Rowlands in Folge zwangen Leibenath zu einer weiteren Auszeit, gut eine Minute vor dem Ende. Doch ein Ballgewinn inklusive Dunking von Rowland zum 89:83 bedeutete die Entscheidung – und wohl das Aus der Ulmer Viertelfinalträume.
Entsprechend das Fazit Thorsten Leibenaths: „Wir haben uns um den Lohn einer guten Leistung gebracht, weil wir im ersten Viertel zu viele Offensivrebounds zugelassen haben und weil wir in der zweiten Halbzeit zu oft den Ball verloren haben. Moskau hat unsere Ballverluste gut ausgenutzt und schnelle Punkte daraus generiert.“ Für Ulm punkteten: Morgan ( 22), Butler ( 20), Braun ( 15), Hobbs, Rubbit ( je 9), Babb ( 8), Tadda ( 5), Pape ( 2). – Bester Werfer Moskau: Shved ( 28).