Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Lawinenunglück schockt Italien
Wahrscheinlich keine Überlebenden in verschüttetem Hotel im Erdbebengebiet
- Eine enorme Lawine hat ein Hotel in Italiens Erdbebenregion bis zum Dach verschüttet und wohl bis zu 30 Menschen getötet. Die Aussicht, Überlebende in dem Abruzzen-Ort Farindola zu finden, galt am Donnerstag als gering. „Es sind viele Tote“, erklärten die Rettungskräfte. Erste Leichen wurden am Donnerstag geborgen. Im Inneren des Gebäudes vermuteten die Einsatzkräfte etwa 30 Menschen, darunter mehrere Kinder.
Zeugen zufolge hatten die Gäste nach der Erdbebenserie vom Mittwoch auf ihre Abfahrt gewartet, die sich aber im Schneechaos verzögert haben soll. Mindestens zwei Menschen überlebten das Unglück. Bilder einer Videokamera zeigten, wie die Lawine in das Vier-Sterne-Hotel Rigopiano mit 45 Zimmern eindrang. Die Schneemassen erschwerten die Rettung. Die ersten Helfer kamen nur auf Skiern zu dem Hotel. Das Hotel soll Medienberichten zufolge von der Wucht der Lawine um zehn Meter verschoben worden sein.
„Infolge der Lawine liegt der Schnee in der Umgebung des Hotels bis zu vier Meter hoch“, berichtete Antonio Crocetta vom Bergdienst der Abruzzen im Telefongespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. „Geologen zufolge kam es infolge der schweren Erdstöße Mittwochvormittag auf einer Breite von circa 300 Metern zu einer Lawine. Sie rollte komplett über das Hotel und einige andere Gebäude hinweg.“
Wie viele Menschen genau im Hotel waren, war bis zum Donnerstagabend unklar. Es war von mindestens 20 Gästen und acht Angestellten die Rede. Weil sie sich im Freien aufhielten, überlebten mindestens zwei Menschen. Medien berichteten derweil von drei geborgenen Leichen.
Vier Beben, jeweils mit einer Stärke über 5, hatten am Mittwoch das Gebiet erschüttert, das bereits im August und Oktober von Erdstößen heimgesucht worden war. Erdbeben und seit Jahrzehnten nicht da gewesene Schneefälle hätten eine beispiellose „Kneifzange“gebildet, sagte Ministerpräsident Paolo Gentiloni. In den nächsten Tagen soll es in der Erdbebenregion weiter schneien oder regnen. Die Polizei warnte vor weiteren Lawinen.
Auch Ausländer waren unter den Opfern, Hinweise auf Deutsche gab es zunächst keine. Unter den Touristen, die sich wohl noch im verschütteten Hotel befanden, sollten auch drei Rumänen sein – eine Mutter mit ihren beiden Kindern, teilte das Außenministerium in Bukarest mit. Ob sie überlebt haben, sei unbekannt.
Die Einsatzkräfte verschafften sich am Donnerstag Zutritt zum Hotel und suchten mit Spezialhunden, Geophonen – mit denen Bodenschwingungen erfasst werden können – und Kameras nach den Vermissten. Der Feuerwehr zufolge hatten sich viele Menschen in der Bar aufgehalten, als die Lawine am Mittwoch über das Hotel hineingebrochen war.