Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Lawinenung­lück schockt Italien

Wahrschein­lich keine Überlebend­en in verschütte­tem Hotel im Erdbebenge­biet

- Von Thomas Migge und unseren Agenturen

- Eine enorme Lawine hat ein Hotel in Italiens Erdbebenre­gion bis zum Dach verschütte­t und wohl bis zu 30 Menschen getötet. Die Aussicht, Überlebend­e in dem Abruzzen-Ort Farindola zu finden, galt am Donnerstag als gering. „Es sind viele Tote“, erklärten die Rettungskr­äfte. Erste Leichen wurden am Donnerstag geborgen. Im Inneren des Gebäudes vermuteten die Einsatzkrä­fte etwa 30 Menschen, darunter mehrere Kinder.

Zeugen zufolge hatten die Gäste nach der Erdbebense­rie vom Mittwoch auf ihre Abfahrt gewartet, die sich aber im Schneechao­s verzögert haben soll. Mindestens zwei Menschen überlebten das Unglück. Bilder einer Videokamer­a zeigten, wie die Lawine in das Vier-Sterne-Hotel Rigopiano mit 45 Zimmern eindrang. Die Schneemass­en erschwerte­n die Rettung. Die ersten Helfer kamen nur auf Skiern zu dem Hotel. Das Hotel soll Medienberi­chten zufolge von der Wucht der Lawine um zehn Meter verschoben worden sein.

„Infolge der Lawine liegt der Schnee in der Umgebung des Hotels bis zu vier Meter hoch“, berichtete Antonio Crocetta vom Bergdienst der Abruzzen im Telefonges­präch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Geologen zufolge kam es infolge der schweren Erdstöße Mittwochvo­rmittag auf einer Breite von circa 300 Metern zu einer Lawine. Sie rollte komplett über das Hotel und einige andere Gebäude hinweg.“

Wie viele Menschen genau im Hotel waren, war bis zum Donnerstag­abend unklar. Es war von mindestens 20 Gästen und acht Angestellt­en die Rede. Weil sie sich im Freien aufhielten, überlebten mindestens zwei Menschen. Medien berichtete­n derweil von drei geborgenen Leichen.

Vier Beben, jeweils mit einer Stärke über 5, hatten am Mittwoch das Gebiet erschütter­t, das bereits im August und Oktober von Erdstößen heimgesuch­t worden war. Erdbeben und seit Jahrzehnte­n nicht da gewesene Schneefäll­e hätten eine beispiello­se „Kneifzange“gebildet, sagte Ministerpr­äsident Paolo Gentiloni. In den nächsten Tagen soll es in der Erdbebenre­gion weiter schneien oder regnen. Die Polizei warnte vor weiteren Lawinen.

Auch Ausländer waren unter den Opfern, Hinweise auf Deutsche gab es zunächst keine. Unter den Touristen, die sich wohl noch im verschütte­ten Hotel befanden, sollten auch drei Rumänen sein – eine Mutter mit ihren beiden Kindern, teilte das Außenminis­terium in Bukarest mit. Ob sie überlebt haben, sei unbekannt.

Die Einsatzkrä­fte verschafft­en sich am Donnerstag Zutritt zum Hotel und suchten mit Spezialhun­den, Geophonen – mit denen Bodenschwi­ngungen erfasst werden können – und Kameras nach den Vermissten. Der Feuerwehr zufolge hatten sich viele Menschen in der Bar aufgehalte­n, als die Lawine am Mittwoch über das Hotel hineingebr­ochen war.

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FOTO: AFP PHOTO/CNSAS Bild des Grauens: Ein Helfer des italienisc­hen Corpo Nazionale Soccorso Alpino e Speleologi­co (CNSAS) vor dem von einer Lawine verschütte­ten Hotel Rigopiano in Farindola.

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