Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Bock auf Fleisch
Neues vom Ötzi. Von jenem Gletschermann, der vor rund 5300 Jahren gelebt hat und irgendwie mit uns allen verwandt ist. Forscher haben nun festgestellt, was Ötzi kurz vor seinem Tod gegessen hat: getrocknetes Fleisch. Genauer: ein Stück Südtiroler Speck vom Steinbock. Was zeigt, der Mann wusste zu leben und war seiner Zeit voraus. Setzte der Steinzeitgourmet doch auf eine Spezialität und, der Nachhaltigkeit wegen, auf ein regionales Produkt. Dass Ötzi ein Fleischfan war, weiß man schon lange, allein seine letzten drei Mahlzeiten waren Steinbockfleisch, Hirschfleisch und noch einmal Steinbock. Das Hirschfleisch war nicht mehr ganz frisch, wie Forscher ermittelten. Heute würde man viel Geld dafür bezahlen und es Dry-Aged-Steak nennen. Ötzi aß auch Salat, Pilze, Brot – als Beilage, versteht sich. Alles in allem also eine Mahlzeit, die man in jedem Steakhaus bekommt.
Ötzi wäre heute vermutlich Metzger oder Herausgeber der Zeitschrift „Beef“, vielleicht auch in einer Burger-Braterei beschäftigt. Seine Liebe zu einem schönen Stück Fleisch, ob als Bulette, medium oder getrocknet, kam nicht von ungefähr: Heute weiß man, dass ein erhöhter Fleischkonsum für die menschliche Evolution entscheidend war. Das Hirnwachstum in der Entwicklung des Menschen wäre ohne eine vermehrte Aufnahme von tierischen Fetten und Proteinen nicht möglich gewesen. Bleibt die Frage: Wer hat Ötzi hinterrücks ermordet? Nach den neuesten Erkenntnissen lässt sich ein Anschlag militanter Veganer mit mangelhafter Proteinzufuhr nicht mehr ausschließen. (dg)