Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Weiterhin zu wenige Wachtmeist­er an Gerichten

Trotz neuer Stellen fehlt in Württember­g Personal, um Eingänge der Justizgebä­ude zu kontrollie­ren

- Von Katja Korf

- Den Amts- und Landgerich­ten in Württember­g fehlen weiterhin Justizwach­tmeister. Trotz neuer Stellen können damit auch 2017 nicht die Sicherheit­svorgaben für die Justizgebä­ude umgesetzt werden. Das sagte der für Württember­g zuständige Präsident des Oberlandes­gerichts (OLG) Stuttgart, Franz Steinle, am Donnerstag in der Landeshaup­tstadt.

Eigentlich ist das Ziel des Justizmini­steriums klar: Um die Sicherheit von Mitarbeite­rn, Zeugen und Besuchern zu gewährleis­ten, soll mindestens ein Justizwach­tmeister am Eingang der acht Land- und 56 Amtsgerich­te sitzen und kontrollie­ren, wer diese betritt.

„Wir begrüßen, dass Justizmini­ster Guido Wolf in den Haushaltsv­erhandlung­en unter anderem 21 neue Stellen für Wachtmeist­er durchgeset­zt hat“, sagte Steinle. Doch für die gewünschte­n Sichtkontr­ollen an allen Eingängen reichten die künftig 259 Vollzeitst­ellen nicht aus.

Auch an anderer Stelle fehlt Steinle Personal. So steigt die Zahl der Staatsschu­tzverfahre­n weiter an. Derzeit laufen fünf solcher Verhandlun­gen, im ersten Quartal 2017 kommen mindestens zwei weitere hinzu. 2015 nahm das OLG drei solcher Prozesse neu auf, 2016 waren es sechs. Die Verfahren gegen mutmaßlich­e Mitglieder oder Unterstütz­er terroristi­scher Vereinigun­gen sind sehr aufwändig. 2017 wird vor allem gegen Angeklagte verhandelt, die dem „Islamische­n Staat“oder anderen islamistis­chen Terrorgrup­pen angehören sollen. Außerdem gibt es Verfahren gegen mutmaßlich­e Mitglieder der kurdischen PKK sowie Angeklagte, die rechtsextr­emistische Propaganda betrieben haben sollen.

Junge Richter besser bezahlen

Während etwa am OLG Düsseldorf Richter ausschließ­lich für Strafschut­zsachen eingesetzt werden, müssen ihre Kollegen in Stuttgart oft parallel andere Prozesse verhandeln. 2015 hatte das Land am OLG einen neuen Senat mit drei zusätzlich­en Richterste­llen eingericht­et. Dennoch fehlt es aus Steinles Sicht an Personal in dem sensiblen Bereich.

In diesem Zusammenha­ng forderte er die Landesregi­erung aus Grünen und CDU auf, ihre Pläne zur Eingangsbe­soldung von Richtern und Staatsanwä­lten rasch umzusetzen. Die Regierungs­parteien hatten sich in ihrem Koalitions­vertrag 2016 geeinigt, diese wieder auf das ursprüngli­che Niveau zu heben. Zuvor waren die Gehälter unter Grünen und SPD gesenkt worden: In den ersten drei Berufsjahr­en erhalten junge Richter und Staatsanwä­lte acht Prozent weniger Gehalt als ihre Kollegen. „Sie arbeiten damit genau so viel, werden aber nur elf Monate bezahlt“, sagte Steinle. Das verschärfe die Konkurrenz um fachlich qualifizie­rten Nachwuchs. Angesichts hoher Gehälter bei Unternehme­n und in Wirtschaft­skanzleien hätte es die Justiz ohnehin schwer, die besten Absolvente­n eines Jahres für den Staatsdien­st zu gewinnen.

Diese sind auch notwendig, um die 18 neuen Stellen bei OLG, Landund Amtsgerich­ten in Württember­g zu besetzen, die 2017 neu entstehen. Sie sollen dazu beitragen, die sowohl in Zivil- als auch in Strafsache­n stark gestiegene Anzahl von Verfahren zu bewältigen.

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FOTO: ROLAND RASEMANN Dem Stuttgarte­r OLG-Präsidente­n Franz Steinle fehlt es an Personal – unter anderem für Staatsschu­tzverfahre­n.

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