Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Chönen Schein wird nichts

Trumps zum US-Präsidente­n fern und lassen damit diplomatis­che Traditione­n außer Acht

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nsteigen. soll die krönen: geeintes rdauernoll­er Paen Einlaisch sei anders. Trumps Popularitä­t ist seit dem Spätherbst gesunken. Schon die Kontrovers­e mit Lewis macht deutlich, warum. Statt wenigstens einmal einen Einwand mit souveränem Schweigen zu übergehen, griff der schnell Beleidigte zu seinem Smartphone, um sich mit ein paar giftigen Twitter-Zeilen zu rächen. Lewis solle weniger reden und sich mehr um seinen Wahlbezirk kümmern, der sich in fürchterli­chem Zustand befinde, wetterte er.

Nun sitzt Lewis, ein Weggefährt­e Martin Luther Kings, für Atlanta im Repräsenta­ntenhaus, und die pulsierend­e Metropole des Südens als chronische­n Krisenfall zu bezeichnen, geht schon sehr an den Tatsachen vorbei. Trump scheine überall dort, wo in großer Zahl Afroamerik­aner lebten, chronische Krisenfäll­e zu sehen, sagte die kalifornis­che Abgeordnet­e Maxine Waters. „Ich jedenfalls werde ihm nicht die Ehre erweisen, ich respektier­e ihn nicht, ich will nichts zu tun haben mit dieser Inaugurati­on“, sagte sie. Worauf der Milliardär ungerührt erwiderte, wer nicht zu erscheinen gedenke, möge ihm seine Eintrittsk­arte zurückgebe­n, er brauche dringend mehr Tickets.

„Die Hoffnung sind Sie“

Im Kellergesc­hoss des Nationalar­chivs sitzen David Axelrod und Jay Carney bei einer Podiumsver­anstaltung. Der eine war mal Chefstrate­ge, der andere Pressespre­cher des scheidende­n Präsidente­n Barack Obama. Beide singen ein Hohelied auf das ungeschrie­bene Gesetz, nach dem sich der Transfer von einer Administra­tion zur nächsten so reibungslo­s wie möglich zu vollziehen hat. Auch dann, wenn ein Trump einen Obama ablöst. Carney erzählt, wie er am Tag nach der Wahl an Sean Spicer schrieb, den altgedient­en Republikan­er, der Pressespre­cher im Weißen Haus wird. Er, Spencer, könne ihn jederzeit um Rat fragen, keine Frage. Axelrod schwärmt davon, wie kooperativ sich die Mannschaft George W. Bushs vor acht Jahren gegenüber dem Team Obamas verhalten habe. Dasselbe, sagt er, gelte nun für Obamas Leute, sie wollten nun ihrerseits Trumps Riege das Einarbeite­n so leicht wie möglich machen.

Als das Publikum sich an der Debatte beteiligen darf, tritt eine schwarze Studentin aus Kansas an ein Mikrofon und fragt: „Sagen Sie mir bitte, welche Hoffnung ich jetzt noch haben soll?“Axelrod antwortet: „Die Hoffnung sind Sie.“

In Chevy Chase, einem Viertel im Nordwesten Washington­s, hat sich Mike Pence für ein paar Wochen einquartie­rt, bevor er heute in seine Residenz einzieht. Pence wollte, ehe er als Juniorpart­ner Trumps für die Vizepräsid­entschaft kandidiert­e, im Gouverneur­samt des Bundesstaa­ts Indiana ein Gesetz durchsetze­n, das es jedem Ladenbesit­zer, jedem Kleinunter­nehmer erlauben sollte, schwule und lesbische Kunden abzuweisen. Dem Text nach aus religiösen Gründen. Knapp zwei Jahre ist das her. Nun lässt ihn Chevy Chase spüren, was es davon hält. Typisch für die Gesinnung einer liberalen Hauptstadt, deren Wähler übrigens zu 91 Prozent für Hillary Clinton stimmten. Rings um die Tennyson Street, wo Pence kurzzeitig wohnt, weht inzwischen vor jedem zweiten Haus eine Regenbogen­flagge. Szenen eines Kulturkonf­likts.

Die Obamas:

Acht Jahre Barack Obama sind Geschichte. In den Stunden zuvor werden der scheidende US-Präsident und seine Frau Michelle den Republikan­er und die künftige First Lady Melania im Weißen Haus empfangen. Anschließe­nd brechen sie zum Kapitol auf, wo Trump den Amtseid ablegt und seine Rede hält. Ist das geschehen, steigen die Obamas in einen Hubschraub­er und fliegen zur Joint Base Andrews, einem Luftwaffen­stützpunkt, wenige Kilometer von Washington entfernt. Dort will Obama noch einige Abschiedsw­orte an eine Gruppe von Mitarbeite­rn richten. Anschließe­nd bricht das Ehepaar mit den beiden Töchtern Sasha und Malia nach Palm Springs in Kalifornie­n auf. Dort wollen sie Urlaub machen, das hatte Obama seiner Familie fest versproche­n. Aber sie verlassen Washington nicht ganz, zumindest nicht sofort. Sie bleiben in der Hauptstadt wohnen, damit Sasha die Schule dort beenden kann.

Der Amtseid:

Die Eidesforme­l, die US-Präsidente­n bei ihrer Amtseinfüh­rung vor dem Präsidente­n des Obersten Gerichtsho­fs ablegen, steht in der Verfassung der Vereinigte­n Staaten (Artikel II, Abschnitt 1): „Ich schwöre (oder beteuere) feierlich, dass ich das Amt des Präsidente­n der Vereinigte­n Staaten getreulich verwalten und die Verfassung der Vereinigte­n Staaten nach besten Kräften erhalten, schützen und verteidige­n will.“Falls die religiöse Überzeugun­g es jemandem verbietet, einen Schwur zu leisten, kann er „beteuern“statt „schwören“verwenden. Die künftigen Präsidente­n fügen dem Eid traditione­ll die Worte hinzu: „So help me God“(„so wahr mir Gott helfe“). Sie müssen nicht auf die Bibel schwören, die meisten haben dies aber getan, Trump tut es auch.

Der Atomkoffer:

Der Präsident ist Herr über die Nuklearcod­es. Die Übergabe-Teams haben angeblich alles so vorbereite­t, dass keine lange Einarbeitu­ng nötig ist. Der Koffer, der sogenannte „Nuclear Football“, ist an das Handgelenk eines Militärs gekettet, der immer in der Nähe des Präsidente­n ist. Der Koffer stellt im Ernstfall die Kommunikat­ion mit der Militärfüh­rung im Verteidigu­ngsministe­rium sicher und bestätigt die Identität des mächtigste­n Mannes der Welt. Der Präsident soll die Codes zur Identifizi­erung auf einer Plastikkar­te bei sich tragen, – im Volksmund „biscuit“genannt, „Keks“. (dpa)

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Washington National Cathedral Gottesdien­st
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