Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
EZB hält Geldschleusen weiter weit offen
(dpa/AFP) Europas Währungshüter zeigen sich unbeeindruckt von der anziehenden Inflation: Trotz des jüngsten Preissprungs halten sie die Geldschleusen extrem weit geöffnet. Banken bekommen frisches Zentralbankgeld weiter zu null Prozent Zinsen. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hielt den Leitzins am Donnerstag wie erwartet auf diesem Rekordtief. Parken Banken überschüssiges Geld bei der EZB, müssen sie dafür nach wie vor 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen. Zudem pumpen die Währungshüter jeden Monat Milliarden in den Markt.
Trotz des deutlichen Anstiegs der Inflation im Euroraum im Dezember auf 1,1 Prozent zum Vorjahr, dämpfte EZB-Präsident Mario Draghi Hoffnungen auf eine baldige Wende hin zu höheren Zinsen. Die Zinsen würden noch lange und über die Laufzeit des Kaufprogramms hinaus niedrig bleiben.
Es gebe keine überzeugenden Anzeichen für einen Anstieg der Kerninflation, aus der Energieund Nahrungsmittelpreise herausgerechnet sind. Vor allem diese hatten zuletzt die Teuerungsrate nach oben getrieben. Die EZB strebt mittelfristig für den gemeinsamen Währungsraum eine Inflationsrate von knapp unter 2,0 Prozent an – weit genug entfernt von der Nullmarke.
Das milliardenschwere Kaufprogramm von Unternehmens- und Staatsanleihen herunterzufahren, sei bei der Sitzung des EZB-Rats kein Thema gewesen. Die Zentralbank hat das Anleihekaufprogramm im Dezember bis Ende 2017 verlängert, gibt dafür ab April aber weniger Geld aus. Angesichts steigender Inflation und verbessertem Wirtschaftswachstum war die Kritik an der Niedrigzinspolitik und am Anleihekaufprogramm der EZB zuletzt gewachsen.